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„Luther und die Folgen für die Politik“

RECKLINGHAUSEN - Vortrag von Prof. Dr. Albrecht Geck am 8. Mai 2014 in der Gustav-Adolf-Kirche, Recklinghausen, zur Reformationsdekade - Ausgangspunkt des Vortrags war ein Zitat von Heinrich Heine, der Luther und die Reformation mitten im „Vormärz“ zum Urheber von „Geistes- und Denkfreiheit“ in Europa erklärt hatte.
„Luther und die Folgen für die Politik“

Prof. Dr. Albrecht Geck in der Gustav-Adolf-Kirche, Recklinghausen (Bild: hh)

Geck erläuterte Luthers reformatorische Entdeckung, und dass in der evangelischen Kirche Glaube und Gewissensfreiheit in der Tat eng miteinander verbunden seien. Luthers „Zwei-Reiche-Lehre“ sei unter anderem der Versuch gewesen, das Gewissen gegen kirchliche und staatliche Überinstitutionalisierung zu schützen. In der Schrift „Von weltlicher Obrigkeit“ (1523) habe Luther nicht nur die Autorität des aus kirchlicher Bevormundung befreiten Staates legitimiert, sondern ihr Grenzen gesetzt. Faktisch habe das landesherrliche Kirchenregiment, das erst mit dem 1. Weltkrieg 1918 endete, aber die Überformung kirchlicher Verkündigung durch den Staat gebracht. Da obrigkeitsstaatliche Auffassungen unterschwellig bis weit in das 20. Jahrhundert lebendig geblieben seien, habe die eindeutige Identifikation der Kirche mit dem demokratischen Rechtsstaat erst in der „Demokratie-Denkschrift“ der EKD von 1985 erfolgen können. Der Staat werde nun als funktionales Gebilde zur Wahrung der Menschenwürde verstanden, dem gegenüber nicht Gehorsam die angemessene Haltung sei, sondern aktive Teilhabe. Heute verstehe sich die Kirche als „zivilgesellschaftlicher Akteur“ mit etwa folgenden Aufgaben:

1. die Verbundenheit aller Menschen in der in Teilinteressen aufgespaltenen Zivilgesellschaft (durch Gottesdienst, regionales und überregionales Engagement für Frieden und Gerechtigkeit, Kooperation mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren) zu vergegenwärtigen,

2. sich regional und überregional in der multikulturell und multireligiös differenzierten Zivilgesellschaft für Toleranz und Respekt im interreligiösen Dialog zu engagieren,

3. die regionale Erinnerungs- und Gedächtniskultur zu pflegen, indem kirchliche Gebäude, Friedhöfe bewahrt, Archive (Kirchenbücher) angelegt sowie bedeutsame Jahrestage beachtet werden.

Beim anschließenden Imbiss mit Live-Musik kam es unter den rund 50 Anwesenden zu anregenden Gesprächen. Der Büchertisch des „Instituts für Kirchliche Zeitgeschichte des Kirchenkreises Recklinghausen“ (IKZG-RE) stieß auf reges Interesse. 

Es handelte sich um eine vom Erwachsenenbildungswerk in Kooperation mit dem Kirchenkreis Recklinghausen, der Ev. Akademie Recklinghausen und dem IKZG-RE im Rahmen der Reformationsdekade (Themenjahr: Reformation und Politik) durchgeführte Veranstaltung.

 Red: hh