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„Wegen Umbau geöffnet“

HERTEN-SCHERLEBECK – ENTWIDMUNG Abschied vom Gustav-Adolf-Gemeindezentrum - Abschied nehmen hieß es für die Gemeindeglieder in Scherlebeck von ihrem Gustav-Adolf-Gemeindezentrum. Nach einer langen Zeit des Planens – gefüllt mit Hoffen, Bangen, Fragen, Rechnen und Beten – wurde nun der letzte Gottesdienst im Gustav-Adolf-Gemeindezentrum gefeiert. Das Presbyterium als Leitungsorgan der Evangelischen Kirchengemeinde Langenbochum-Scherlebeck hat sich gegen eine teure Renovierung des maroden Gemeindezentrums und für eine hoffentlich tragfähige Lösung an diesem Ort entschieden.
„Wegen Umbau geöffnet“

In einer Prozession zog die Gemeinde mit Superintendentin Katrin Göckenjan (rechts), Pfarrerin Renate Leichsenring und Kirchenmusiker Klaus Sach an der Spitze vom Gustav-Adolf-Zentrum in die „Kirche im Laden“.

Noch einmal versammelten sich viele Menschen in dem vertrauten Kirchraum. Die einen wollten sich vom alten Gebäude verabschieden, mit dem sie ganz eigene Erinnerungen verbinden. Die anderen wollten Anteil nehmen sowie Mut machen, in die Zukunft zu schauen, oder gespannt Neuland betreten. In der Gemeinschaft durften alle spüren, dass sie nicht alleine unterwegs sind. Im Psalm, in den Gebeten und Liedern brachte die Gemeinde ihren Dank vor Gott für alles, was er in den letzten Jahren im Gustav-Adolf-Gemeindezentrum geschenkt hat. Aber auch die eigene Traurigkeit, das Suchen und Fragen hatte seinen Platz. 

In ihrer Predigt erinnerte die Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Recklinghausen, Katrin Göckenjan, an die diesjährige Jahreslosung aus dem Hebräerbrief: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ „Wie gehe ich damit um, das sich Dinge ändern“, fragte sie und blickte auf ihren gerade stattgefundenen eigenen Umzug von Gelsenkirchen nach Recklinghausen zurück. Der Mensch sei eben ein Gewohnheitstier. „Wenn alles an seinem Platz ist, gibt uns das Ruhe und Sicherheit.“ Verlassen wir das Vertraute, kann es sein, dass wir eine innere Unruhe spüren. 

„Diese Verunsicherung gehört zum Leben, zum Leben eines Menschen und zum Leben einer Gemeinde.“ Die Jahreslosung sei eine Verheißung auf das Versprechen „auf das Gute, was noch kommt, was uns von Gott her an Gutem entgegenkommt“. Das Volk Gottes war und ist ein wanderndes Volk. „Menschen brechen auf und lassen vieles zurück. Und Gott geht mit ihnen auf ihren Wegen. ‚Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein’: das ist das Wort Gottes für den Weg.“ Jesus ist auch so ein Unterwegs-Mensch. Und seine Gemeinde soll auch so leben. „Sie soll Jesus nachfolgen und unterwegs sein. Mit der Liebe Gottes zu den Menschen im Gepäck. Auf der Suche, aber nicht ohne Ziel. Auf dem Weg, aber nicht ohne Orientierung. Sondern mit Jesus Christus als Leitstern und Kompass.“

Göckenjan ging auch auf die vorübergehende Unterkunft in einem ehemaligen Ladenlokal der Firma Schlecker ein und wies auf die schlechten Arbeitsbedingungen hin. „Die um fast jeden Preis ein Geschäft machen wollten, sind weg gegangen. Aber die Gemeinde Jesu Christi versammelt sich ausgerechnet an diesem Ort.“ Wohl wissend, dass die Liebe zu Gott und zu den Menschen zusammen gehört, setzt sich Kirche im Namen Gottes für Gerechtigkeit überall auf dieser Welt ein. Die Superintendentin wünschte der Gemeinde, „dass Sie Ihren Aufbruch als Gelegenheit erleben, Gottes Wort selbst ganz neu zu hören, Gemeinschaft neu zu entdecken und Menschen zu begegnen“.

Nach dem formalen Entwidmungsakt wurden mit Gebeten, die in den Ruf „Bleib in unserer Mitte, geh mit uns mit!“ mündeten, die Gegenstände aus der Kirche getragen, die die Grundlagen des Glaubens und Lebens als Gemeinde symbolisieren: Die Altarbibel, Gottes Wort als Grundlage, Trost und Weisung im Leben. Die Osterkerze, die an den Auferstandenen erinnert und als Licht des Lebens leuchtet. Das Kreuz, die Taufschale, die Blumen, die Altarkerzen, das Antependium und die Ikone samt Gebetsbuch… Ein letztes Mal erklangen die Orgel und die Glocken. Dann wurde die Kirchentür zugeschlossen und ein Kapitel Scherlebecker Kirchengeschichte abgeschlossen.

Mit den ausgewählten Gegenständen und dem Vertrauen auf Gottes Gegenwart zog die Ge-meinde in einer Prozession durch Scherlebeck in die „Kirche im Laden“ ein, die als vorübergehender Standort dient. Dort fanden alle mitgenommenen Gegenstände ihren neuen Platz. Dort fand der Gottesdienst seine Fortsetzung im gemeinsamen Abendmahl. Sowohl beim Ausklang des Gottesdienstes als auch beim anschließenden gemütlichen Beisammensein mit Kaffee und Kuchen bestanden die neuen Räumlichkeiten erfolgreich die erste Probe auf ihre Gemeindetauglichkeit.

Mittlerweile ist der komplette Umzug so gut wie abgeschlossen und die neuen Räumlichkeiten nehmen immer mehr Gestalt an. Die Gemeinde schaut gespannt nach vorne und die nächste Etappe für Scherlebeck wird sicherlich eine ganz besondere sein. Ein neues Kapitel Scherlebecker und Hertener Kirchengeschichte hat begonnen. Und die Gemeindeglieder sind herzlich eingeladen, neue Möglichkeiten zu entdecken.
 

Text: Petra Sach/uka (+Foto)