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25-Jahre Tschernobyl im Jahr von Fukushima

Die Evangelische Kirche von Westfalen erinnert mit zahlreichen Materialien an das Reaktorunglück vor 25 Jahren. Superintendent Peter Burkowski nahm anläßlich des jüngsten Unglücks in Japan am 19.3.2011 Stellung gegen die Gefahren durch die Atomenergienutzung.

In seiner Rede sagte Sup. Burkowski u.a.:

"Wir stoßen an unsere Grenzen – an die Grenzen des Machbaren

Im Atomkraftwerk Fukushima ist passiert, was nach menschlichem Ermessen nicht hätte passieren dürfen. Die Naturkatastrophe hat eine weitere Katastrophe ausgelöst: die Freisetzung von Radioaktivität in unkontrollierbarer Weise. Bis heute weiß niemand, wie weit es noch gehen wird. Wiederum spüren wir Angst und Ohnmacht.

Radioaktivität ist zerstörerisch. Man sieht sie nicht, man schmeckt sie nicht – und doch ist sie real, wirklich da – und kann auch in Tausenden von Jahren noch Leben gefährden. Radioaktivität ist zerstörerisch. Man kann sie weder lokal noch zeitlich eingrenzen oder beherrschen. Im Gegensatz zu anderen Unfällen, sind radioaktive Katastrophen nicht irgendwann vorbei und kaum zeitlich begrenzt. Sie wirken viel viel weiter: räumlich und zeitlich.

Wir erinnern uns und sehen wieder die Bilder von Tschernobyl vor 25 Jahren. Ich erinnere mich gut an einen schönen – einen der ersten Frühlingstage – im April 1986. Und ich erinnere mich daran, wie sehr wir uns damals um unsere Kinder gesorgt haben.

70.000 Menschen starben unmittelbar oder an den Spätfolgen der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Tausende von Menschen sind chronisch erkrankt oder tragen die Erbgutschäden weiter .

Heute sind wir wieder aufgerüttelt. Wieder schauen wir gebannt auf den Bildschirm und warten auf gute Nachrichten.

Und wir merken: Wir sind auf dem falschen Weg. Wir müssen umkehren! Wir müssen umkehren, weil wir die Risiken nicht beherrschen können. Wir müssen umkehren, denn Atomenergie ist keine Energie der Zukunft.

 Und warum? Was sind die Gründe, dieses schon lange zu fordern?

Christinnen und Christen glauben, dass Gott die Welt geschaffen hat und dass er sie erhält.

Wir glauben, dass Gott das Leben will. Gott will, dass Menschen gut leben. Wir glauben, dass er uns diese Schöpfung anvertraut hat, damit wir sie „bebauen und bewahren“ (1. Mose 2,15). Diese Erde ist nicht von uns selbst gemacht. Wir haben sie nicht im Griff und wir haben sie auch nicht selbst entworfen. Sie ist einmalig und unbezahlbar. Diese Erde ist uns geschenkt, uns gegeben: Geschenk und Gabe, uns anvertraut, sie zu bewahren für die Generationen, die uns folgen werden. Wir haben sie nicht von unseren Eltern geerbt, sondern von unseren Kindern (und Enkelkindern) geliehen.

Meine Damen und Herren,

ich glaube, dass jedes Leben auf dieser Welt von Gott gewollt ist. Gott hat mich, er hat Sie, er hat uns in diese Welt gestellt – mitten hinein – so wie wir sind: mit einem freien Willen, zu entscheiden; mit der Möglichkeit zu tun und zu lassen. Und auch mit der Möglichkeit, Fehler zu machen. Ja, auch das macht mein Leben aus. Nur so bin ich Mensch. Nur so bin ich ein menschliches Lebewesen, das auf andere Menschen angewiesen ist. Ich brauche die Verständigung, die Veränderung, die Korrektur. Ich brauche Leitplanken, Regeln und Gebote – ich brauche das, was in meinem Leben gilt und etwas wert ist… Es gehört zum Menschen, dass er Fehler machen darf. Sonst wäre er eine berechenbare Maschine. Aber der Mensch ist nicht so. Und das ist auch gut so.

Und weil der Mensch so ist, darum ist er auch nicht in der Lage, fehlerlos zu sein und für absolute Sicherheit zu sorgen. Und das ist der tiefe Grund dafür, warum wir keiner Technologie zustimmen können, die genau das voraus setzt: Man darf keinen Fehler machen, man darf nichts übersehen. Nein! So sind wir Menschen nicht gemacht.

Eine Technik, die eine 100 %ige Sicherheit braucht, damit Katastrophen von solch unglaublichen Dimensionen (bis in viele Generationen nach uns hinein) nicht stattfinden, eine solche Technik ist aus unserer Sicht als Theologen nicht menschengemäß. So sind wir nicht gemacht.

Wir Menschen müssen unser Maß (wieder) finden: die Grenzen des Wachstums und die Grenzen des Machbaren.

Der Mythos, dass alles besser wird durch grenzenloses Wachstum, steht für uns genau so in Frage wie der Sicherheits-Mythos bei der Kernenergie. Worauf vertrauen Menschen eigentlich, wenn sie sich auf 100prozentige Sicherheitsversprechen verlassen?

Woran glauben Menschen eigentlich, wenn dem grenzenlosen wirtschaftlichen Wachstum alles andere untergeordnet werden muss?"

Material, Hintergründe, Stellungnahmen der EKvW

Aus aktuellem Anlass stellt die Evangelische Kirche von Westfalen Arbeitsmaterial für den Dienst, Hintergründe zum Thema Atomenergie sowie zentrale landeskirchliche Stellungnahmen für Sie zusammen. Zwei Radioandachten, die am Wochenende (12. und 13. März 2011) im WDR gelaufen sind sowie ein "denkmal aktuell"-Beitrag ergänzen das Portfolio.

Stellungnahmen

Infos aus Japan

Material für den Dienst

Kirchliche Beiträge für's Radio und im Internet

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