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KREISSYNODE mit den Schwerpunktthemen Finanzen, Jugendarbeit, Seelsorge und Gesellschaftliche Verantwortung

Zusammenarbeit wird immer wichtiger. Die diesjährige Herbstsynode, die zeitlich kurz nach den Synoden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Bonn und der Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) in Bielefeld-Bethel tagte, setzte turnusgemäß das Thema Finanzen auf ihre Tagesordnung. Hier zeigt und entscheidet sich, wohin die Reise thematisch gehen soll und welche Gepäckstücke dafür aufgegeben werden.
KREISSYNODE mit den Schwerpunktthemen Finanzen, Jugendarbeit, Seelsorge und Gesellschaftliche Verantwortung

Pfarrer Burkhard Müller, Vorsitzender des Finanzausschusses

Wie eine verantwortungsvolle Haushaltsführung in der Abwesenheit des Hausherrn aussehen könne, meditierte im Eröffnungsgottesdienst Pfarrerin Sabine Dumpelnik aus Waltrop anhand des Gleichnisses vom treuen Verwalter aus dem Lukas-Evangelium (Kap. 12). Rund 120 Delegierte aus vielen Arbeitsebenen nahmen anschließend die Verhandlungen auf zu den Schwerpunktthemen Finanzen, Fundraising, Jugendarbeit, Seelsorge und Gesellschaftliche Verantwortung – „kompakt und in neuer Form“, so die Superintendentin Katrin Göckenjan eingangs.

Sichtlich begeistert vom Ertrag der Reformationsdekade zeigte sich Bürgermeister Christoph Tesche bei seinem Grußwort an die Synodalen. Zwischen den Konfessionen seien viele gute Verbindungen gewachsen, das Thema habe die verschiedensten Schichten angesprochen. Die aktuelle Nachricht vom Rücktritt des Weihbischofs Dieter Geerlings aus gesundheitlichen Gründen bedauerte Tesche ausdrücklich. Er hatte Geerlings in Recklinghausen zuletzt als Co-Prediger im zentralen ökumenischen Reformationsgottesdienst in der Christuskirche erlebt, als dieser mit einer packenden Ansprache über den engen Zusammenhang von Geld und Gott und damit über die Frage, was wirklich wichtig im Leben ist, viele begeistern konnte. „Die Menschen, die aktiv sind, sind das größte Pfund dieser Kirche … Deshalb ist es so wichtig, dass es Gesichter, Fixpunkte gibt“, so Tesche mit Blick auf die anstehenden Beratungen. Gerade jetzt sei es besonders wichtig, "den Mut zu haben, Präsenz und damit Interesse zu zeigen", sagte Tesche mit Bedauern über die erklärte Absicht des Bistums Münster, Geerlings Stelle nicht wieder neu zu besetzen und empfahl sich den Synodalen als verlässlicher Botschafter und Ansprechpartner für die „Achse Stadt, Kirche, Mensch“.

Landeskirchenrätin Barbara Roth wies in ihrem Grußwort auf die Bedeutung der Kirchenmusik hin. Musik spiele eine verbindende und gemeinschaftsspendende Rolle und könne damit die Welt verändern. Gerade kirchenmusikalische Veranstaltungen fänden in den Gemeinden einen großen Zuspruch. Die westfälische Kirche fördere daher die Vielfalt in der Qualifikation der haupt- und nebenberuflichen Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker. Zur Verstärkung der Aus-, Fort- und Weiterbildung im Bereich Popularmusik hat die Evangelische Pop-Akademie in Witten ihren Dienst aufgenommen, wo sich auch Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker aus dem Kirchenkreis weiterbilden.

Wie groß die aktuellen inhaltlichen, strukturellen und personellen Herausforderungen auf allen Arbeitsebenen der Kirche wirklich sind, zeigte sich anhand der Berichterstattungen von der vorangegangenen Landessynode. Die finanzielle Entwicklung ließe sich demnach grob in drei Sätzen beschreiben: Die günstige konjunkturelle Lage führt nominal erneut zu einem Höchststand der Kirchensteuer. Der niedrige Zinssatz jedoch erschwert mittel- und langfristige Planungen. Demgegenüber sinkt die Mitgliederzahl kontinuierlich.

Angesichts der Tatsache, dass in drei Jahren fast ein Viertel des Pfarrpersonals in den Ruhestand getreten sein werden, hat die Landeskirche entsprechende Personal- und Sachkosten eingefroren. Die Landessynode wird, der aktuellen Rechtsprechung folgend, im nächsten Jahr die Segnung homosexueller Partnerinnen und Partner, die standesamtlich geheiratet haben, beschließen.

Das Ehrenamt erfährt auf dem Hintergrund dieser Entwicklung eine neue Wertschätzung. Die „Dienstgemeinschaft ohne Herrschaftsverhältnis“ wird auf allen Ebenen als „Querschnittsaufgabe“ immer wichtiger, insbesondere angesichts schwindender Ressourcen im Pfarramt, so die Landessynodale Anne Schindler in ihrem Bericht zum Schwerpunktthema „Seelsorge“. Pfarrerinnen und Pfarrer wiederum sollen in ihrem Dienst gestärkt werden, konkret durch vier Urlaubstage mehr im Jahr und den Ausbau des Angebots an Seelsorge und Beratung, die „auch Pfarrerinnen und Pfarrer brauchen“, so Schindler. Eine finanzielle Gleichstellung von Pfarrerinnen und Pfarrern im Probedienst sei angesichts der finanziellen Entwicklung schwierig. Für das Pfarramt im ländlichen Bereich allerdings soll es eine besondere Zulage und Anreize geben. Die Weiterentwicklung eines Seelsorge-Konzepts allgemein und speziell in Krankenhäusern und zunehmend auch in Altenheimen, das der gesellschaftlichen Entwicklung entspreche, sei notwendig, ebenso eine stärkere Vernetzung zwischen Kirche und Diakonie, so Schindler.

Eine Vorlage der Kreissynode Recklinghausen zur Flüchtlingspolitik wurde auf der Landessynode unter dem leicht veränderten Titel „Für eine menschenfreundliche Flüchtlingspolitik“ übernommen. Inhaltlich positionierte sich damit die Landessynode für den Familiennachzug, dafür, die Abschiebungen nach Afghanistan ernst zu nehmen und die Glaubensprüfung durch Behörden zu unterbinden. Diesem Votum folgte die Kreissynode nach der Mittagspause geschlossen, ebenso dem Aufruf von Pfarrer Christian Hüging, Flüchtlingsbeauftragter des Kirchenkreises, in den Presbyterien und Gemeinden den Protest und Widerstand gegen die seitens der Landesregierung geplante Verschärfung der Aufenthaltsbedingungen für Asylsuchende in Richtung „Lager“ und „Kasernierung“ aufzunehmen und wachzuhalten.

Den faktischen Abbau von Seelsorge-Stellen in Kliniken und Altenheimen im Blick, stimmten die  Kreissynodalen für eine Weiterarbeit an der Entwicklung eines umfassenderen Seelsorge-Konzepts auf der Basis der bisherigen Stellungnahmen der Kirchengemeinden und Ausschüsse.

Wenn es immer weniger Pfarrerinnen und Pfarrer gibt, wird es immer wichtiger, der kirchlichen Arbeit gegenüber wohlwollende Menschen zu finden, die zu einer Spende bereit wären. Pfarrer Günter Johnsdorf, der die kreiskirchliche Servicestelle Fundraising vorbildlich und professionell über Jahre aufbaute und leitete, wird im nächsten Jahr in den Ruhestand gehen. Die Weiterführung seiner Arbeit, die finanziell weit mehr für die Gemeinschaft einbringt als sie kostet, ist nach dem Votum der Kreissynodalen gesichert.

Über die Notwendigkeit der Einrichtung und Art der An- und Einbindung einer kreiskirchlichen Fachstelle für Jugendarbeit, wie sie inzwischen in fast allen Kirchenkreisen vorgehalten wird, diskutierten die Delegierten intensiv. Pfarrerin Kirsten Winzbeck aus Marl und der Geschäftsführer des Amts für Jugendarbeit in Villigst, Knut Grünheit konnten schließlich eine klare Mehrheit der Delegierten davon überzeugen, dass mit einem Vertagen dieser wichtigen Entscheidung die Hauptamtlichen in der Jugendarbeit in den Gemeinden mit ihren Fachfragen weiter allein gelassen und darüber hinaus wertvolle Zeit und die Aussicht auf finanzielle Unterstützung seitens der Landeskirche verloren gehen würden.

Pfarrer Burkhard Müller aus Herten-Disteln, Vorsitzender des kreiskirchlichen Finanzausschusses, führte nach der Mittagspause die Delegierten auf bemerkenswert humorvolle und kurzweilige Art in die (Un-)Tiefen seines Finanzberichts und eröffnete damit einen Einblick in den laufenden Strukturwandel auf allen Ebenen. „Wir leben auf Pump, in einer scheinstabilen Lage“, zitierte er sinngemäß aus dem Finanzbericht von Dr. Arne Kupke, dem juristischen Vizepräsidenten der westfälischen Kirche. Angesichts der Entdeckung, dass sich eine Kirchensteuerminderung um ein Prozent „mit Faktor vier“ vor allem auf Gemeindeebene auswirken werde, „bleibt das Prinzip vorsorgender Haushalterschaft das Gebot der Stunde“, so Müller. Der Jahresüberschuss von rund 1,2 Mio Euro geht anteilig zu 77 Prozent an die Kirchengemeinden und zu 23 Prozent an den Kirchenkreis, verbunden mit der Empfehlung, damit die Rücklagen aufzufüllen, um in kommenden schwachen Konjunkturzeiten „Zeit kaufen zu können“.

Viel Zeit und Kraft ist in diesem Jahr in die Vorbereitung und Umstellung des kirchlichen Haushalts von der kameralen zur kaufmännischen Buchhaltung geflossen, die ab 2018 gilt. Um den Delegierten die Änderungen verdeutlichen zu können, legte ihnen die Finanzabteilung den Haushaltsplan „in beiderlei Gestalt“, so Müller, vor. Neu am Kirchlichen Finanzmanagement (NKF) sind eine Investitions- und Finanzierungsrechnung, eine Liquiditätsplanung und eine Gewinn- und Verlustrechnung sowie weitere Elemente, die für die Erstellung einer Bilanz wichtig sind.

Dietmar Payk, Leiter der Finanzabteilung, bedankte sich bei seinem Team für den bisher geleisteten gemeinsamen Kraftakt und bat um Verständnis und auch Geduld, da die Doppelbelastung aller Beteiligten bei der Umstellung auf NKF, verbunden mit der gleichzeitigen Einführung einer neuen Finanz-Software, sehr groß ist. Ein besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang Torsten Block, der für die Umsetzung des Projekts zuständig ist.

Nach der Verabschiedung des Jahresabschlusses beschlossen die Synodalen den kreiskirchlichen Haushalt sowie den Haushalt des kreiskirchlichen Verbundes für Kindertageseinrichtungen. Dabei votierten sie einstimmig „für eine auskömmliche Finanzierung“ der Kindertageseinrichtungen seitens des Gesetzgebers.

Dr. Ulrike Preuß als Vorsitzende des Verwaltungsrates der kirchlichen Gemeinschaftsstiftung „ernten und säen“ freute sich über die Fortführung der Arbeitsstelle Fundraising, mit der auch die Geschäftsführung der Stiftung verbunden ist. Die Stiftung hat aus dem allgemeinen Stiftungsvermögen Projekte in Kirche und Diakonie für benachteiligte Jugendliche gefördert. Im Rahmen des Empfangs des Kirchenkreises am Buß-und Bettag erzählten die Empfänger kurz von ihren Projekten. Die Erträge des allgemeinen Stiftungsvermögens aus dem Jahr 2017 sollen für Projekte in evangelischen Kindertageseinrichtungen unter dem Motto „Brücken bauen“ verwendet werden. Dabei sollen zum Beispiel solche Projekte gefördert werden, die einen integrativen oder interreligiösen oder auf den Stadtteil bezogenen Charakter haben.

Zur besseren Wahrnehmung von gesellschaftspolitischen Themen hat die Kreissynode einen Ausschuss für gesellschaftliche Verantwortung eingerichtet werden, der sich verstärkt mit diesen Fragestellungen beschäftigt. In den neuen Ausschuss soll bisheriges Engagement aus den Bereichen Umweltarbeit, Industrie- und Sozialarbeit/Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt und der Frauenarbeit einfließen und gemeinsam weiterentwickelt werden. Zudem sind die Perspektiven diakonischer Arbeit und der weltweiten Ökumene vertreten. In diesem Forum können aktuelle und konkrete Fragestellungen aus unterschiedlichen Perspektiven reflektiert und in eine vernetzte Betrachtung überführt werden. GH/uka