Satirische Interventionen
Was darf Satire? Alles! Kurt Tucholsky | ||||||
"Das Evangelium kann nur mit Humor gepredigt werden", sagte einst Martin Luther. Der Witz und Humor des Reformators machte ihn zu einem beliebten Prediger und Tischredner. Dennoch gilt der deutsche Protestestantismus nicht gerade als eine Hochburg des überschäumenden Frohsinns. Zum Klischee des Evangelischen Christen gehört die Nüchterheit und Besonnenheit. Wenn's dagegen lustig wird, redet man bezechnenderweise von einem "Heidenspaß". Mit unserer Satire "Arm sein ist geil" gegen die sogenannten Sozialreformen der Agenda 2010 wollten wir beweisen, dass wir auch sehr ernste Themen von der humorvollen Seite anfassen können. Mit überraschendem Erfolg. Die satirischen Zeitungen wurden uns regelrecht aus den Händen gerissen. Binnen weniger Wochen konnten rund 20.000 Exemplare durch den Kirchenkreis unter das Volk gebracht werden. Mehrere Tausend Web-Besucher/innen luden die Vorlagen von unserer Webseite herunter. Humorlos reagierte lediglich die Saturn-Media Holding. Nach massiver Intervention durch das Unternehmen, bei der auch Rechtsmittel zur Sprache gebracht wurden, sahen wir uns gezwungen, von unserer Seite aus den Vertrieb einzustellen. Doch damit fing die Geschichte erst richtig an. Aber davon mehr weiter unten. Die große Resonanz hat uns ermutigt, auch weiterhin satirisch den Finger auf manche Wunde zu legen. Der Klassiker - Arm sein ist geilMehr als 20.000 Exemplare der vierseitigen Satire wurde bis zum vorzeitigen Ende der Aktion bundesweit unter die Bevölkerung gebracht. Ausgedacht und realisiert haben die Aktion der Industrie- und Sozialpfarrer Dr. Hans Hubbertz (Idee und Konzept) und Öffentlichkeitsreferent Volker Brockhoff (Konzept und Gestaltung). "Wir haben eine Idee gesucht, wie man auf witzige, bissige Art dem Zeitgeist in unserem Land den Spiegel vorhalten kann", sagen die beiden Kreativen rückblickend. «Bei der Agenda 2010 geht es vor allem, darum, die Rentabilität des Kapitals zu verbessern. Die Menschen sind dabei zu einer Art Sozialware geworden?", sagt Hubbertz. Nicht nur die Kürzung der Arbeitslosenunterstützung wird von der Aktion ins Visier genommen. Auch die sogenannte Gesundheitsreform bekommt ihr Fett ab.
Vier Kerzen sind genug...
Wer im Sommer Printen kaut...Am 29. August war der erste Advent. Nimmt man das erste Auftreten der Schokoladennikoläuse als Stichtag für den Beginn der Vorweihnachtszeit, reicht ein Adventskranz mit vier Kerzen bei weitem nicht nicht mehr aus. Manche finden die Adventszeit scheinbar so schön, dass sie gar nicht davon lassen können. Schon im August türmen sich in den Supermärkten die Lebkuchen und Dominosteine. Wesentliche Feiertage, ein wichtiger Abschnitt des Kirchenjahres werden einfach übersprungen. Jahrhundertelang war der November für die Menschen ein Monat der Einkehr, Buße und des Totengedächtnisses. In einer bundesweiten Kampagne macht sich jetzt die EKD stark für den Schutz des vorweihnachtlichen Brauchtums. Unter dem Motto "Advent ist im Dezember" werden Plakate, Flugblätter und Broschüren angeboten. Zur Ergänzung gibt der Ev. Kirchenkreis Recklinghausen ein satirisches Plakat heraus. | ||||||