Modellprojekt gegen Legasthenie
KREIS. Fuß-ball....Fuß-ball. Sprechen und bei jeder Silbe einmal in die Hände klatschen, beim Wort Fußball also gleich zweimal hintereinander. Monika Stock, Erzieherin im Kindergarten an der Oberlinstraße in Recklinghausen, zeigt den Steppkes im Übungsraum kurz, wies richtig geht. Dann sind sie selbst an der Reihe, Sprachgefühl und -rhythmus in Einklang zu bringen. Bei manchen Wörtern gar nicht so einfach, besonders die langen haben es bisweilen in sich. Trotzdem ist offensichtlich: Bei allem Ernst bekundet die lustige Runde der Dreikäsehochs viel Interesse und Spaß am Spiel. Lauterkennung, Sprache, Silbentrennung und Artikulation all das trainieren die 22 Vorschulkinder im Oberlinkindergarten täglich rund zehn Minuten lang. Spielerisch, vielfältig, aber dennoch ganz gezielt, so charakterisiert Monika Stock das Ganze. Und mit besonderem Hintergrund: Die regelmäßig durchgeführten Übungen sind Bestandteil eines Förderprogramms, das derzeit in verschiedenen Tageseinrichtungen der Kirchenkreise Recklinghausen und Gladbeck-Bottrop-Dorsten getestet wird. Dabei lässt sich bereits bei Kindern im Vorschulalter feststellen, ob und in welcher Form sie mit Lese- und Rechtschreibschwächen zu kämpfen haben. Möglich gemacht wird dies durch eine Art Frühwarnsystem, - Bielefelder Screenig (BISC) genannt -, das jüngst von einer Forschergruppe an der Universität Bielefeld entwickelt wurde und die schriftsprachlichen Fähigkeiten der beteiligten Kinder genau prüft. Der Vorteil: Bei Risikokindern lassen sich noch vor der Einschulung rechtzeitige und individuelle Vorbeugemaßnahmen treffen. Insbesondere den Kindertageseinrichtungen ist hier künftig die Aufgabe zugedacht, betroffene Kinder zu fördern und so dem Risiko von Legasthenie frühzeitig entgegenzuwirken.
Obwohl noch auf dem Prüfstein, erntet das bundesweit bisher einmalige Pilotprojekt schon jetzt großen Zuspruch. Die Sprach- und Lernfähigkeit vieler Kinder, auch ausländischer Kinder, konnte durch das Verfahren erfolgreich gesteigert werden, fasst Gudrun Seime, Referentin für Kindertageseinrichtungen, die positiven Resonanzen zusammen, die Übungen machen den Kindern großen Spaß und haben sich auch bei den Eltern rasch herumgesprochen. Daher will man das Projekt, finanziell getragen vom Fachverband für Evangelische Kindertageseinrichtungen, weiter ausbauen. In den beiden Kirchenkreises werden noch in diesem Jahr 24 weitere Erzieherinnen geschult. Noch in diesem Jahr soll es in jedem Kirchenkreis von Westfalen und Lippe so genannte Moderatoren geben, die selbst Schulungen für Erzieherinnen und Erzieher auf diesem Gebiet durchführen.
LH