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Zur Geschichte des Kirchenkreises

Ein historischer Abriß von Sup. Peter Burkowski



Über 600 Jahre lang, vom ausgehenden 12. bis zum beginnenden 19. Jahrhundert, ist das Vest Recklinghausen im Besitz des Erzbistums Köln gewesen. Seine Geschichte ist damit weitgehend vom Katholizismus geprägt.

Die Botschaft der Reformation dringt um die Mitte des 16. Jahrhunderts ins Vest ein. Aber schon 1614 endet die kurze Reformationsgeschichte im Vest Recklinghausen mit einem Edikt, das allen Nichtkatholiken den dauernden Aufenthalt verboten hatte. Danach gab es hier 200 Jahre lang keine evangelischen Bewohner.

Erst als 1802 das Erzbistum Köln säkularisiert wurde, konnten sich wieder Evangelische hier niederlassen. Der erste Evangelische, der dies offiziell tat, war der Recklinghäuser Walkmüller Peter Rentmeister. 1815 wird das Vest der Provinz Westfalen zugeordnet. 1816 entsteht aus dem Vest und der Herrlichkeit Lembeck der Kreis Recklinghausen.

Hier sind nun die Menschen evangelischen Glaubens dem Gesetz nach gleichberechtigt. Bis zum Beginn der Industrieentwicklung besteht die ev. Bevölkerung vor allem aus Gerichts- und Verwaltungsbeamten. Deshalb sind die ersten Gemeinden auch in Dorsten und Recklinghausen entstanden.

1847 wird in Recklinghausen die erste evangelische Kirche gebaut: die Gustav-Adolf-Kirche. Von großer Bedeutung ist in dieser Zeit der Einsatz des Landrates Freiherren von Reitzenstein, der die evangelische Sache unterstützte.

1873 wurden ca. 900 evangelische Christinnen und Christen von der Kreissynode Bochum der Kreissynode Münster zugeordnet. Aber schon bald erwies sich hierin eine gewisse Ironie, denn in wenigen Jahren wurde aus verstreuten Diaspora-gemeinden durch die Industrialisierung mit Bergarbeitersiedlungen und neuen Ortschaften ein eigener Kirchenkreis.

Als sich am 11. Juni 1907 mit der Synode in Bottrop der Kirchenkreis Recklinghausen gründete, hatte dieser Kirchenkreis 61.000 Gemeindeglieder (Münster 21.000). Die Probleme der ersten Jahre waren das starke Wachstum, der Bau entsprechender Gebäude sowie die sozialen Missstände. In dieser Zeit gründeten sich an vielen Orten Frauenhilfen und Ev. Arbeitervereine. Diese Vereine nahmen sich vor allem der sozialen Fragen an.
1926 gab es schon 185.000 Gemeindeglieder!

In der Zeit des Nationalsozialismus lösen sich die rechtlichen Institutionen auf, Kreissynoden finden nicht mehr statt, der Kreissynodalvorstand ist beschlussunfähig. In fast allen Gemeinden bilden sich Bruderräte der Bekennenden Kirche, die den Beschlüssen der deutsch-christlichen Presbyterien energischen Widerstand leisten. Ein provisorischer Kreissynodalvorstand der BK mit Superintendent Paul Kramm, Pfarrer Meier (BK-Vertrauensmann) und Pfarrer Wilhelm Geck beruft Bekenntnissynoden ein, die von 1934 bis 1938 dreimal in Gladbeck und einmal in Westerholt stattfinden.

Die Zeit des Wiederaufbaus verbindet sich mit den Namen  Friedrich Meier (Gladbeck), der bis zur Neuwahl die Superintendentur verwaltet hat, und Superintendent Wilhelm Geck.

Der Kirchenkreis wurde größer, 1952 kam Haltern zur Synode Recklinghausen hinzu, 1958 gab es 22 Gemeinden, 51 Pfarrstellen und 230.000 Gemeindeglieder – und 40 Schachtanlagen!

Das starke Anwachsen der Bevölkerung machte 1961 die Teilung des Kirchenkreises notwendig. So entstand der heutige Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten und der Kirchenkreis Recklinghausen in seinen heutigen Grenzen. Er umfasst die Städte Datteln, Haltern, Herten, Marl, Oer-Erkenschwick, Recklinghausen und Waltrop. Ende der 60er Jahre hatte der Kirchenkreis mit 167.000 seine größte Mitgliederzahl. Danach begann die Zahl kontinuierlich zu sinken (1982: 153.000; heute 119.000).

In Marl wurde 1970 die Evangelische Stadtgemeinde (ESM) gegründet. Das „Marler Modell“ wurde überregional bekannt und kennzeichnet die Zeit der kirchlichen Strukturdiskussionen. Seit den 70er Jahren wurde die funktionalen Arbeitsbereiche des Kirchenkreises kontinuierlich aufgebaut: Berufschularbeit, Diakonie, Schulreferat, Telefonseelsorge, Mediothek usw. 

Für die wachsenden Aufgaben der Diakonie wurde 1965 der Synodaldienst der Inneren Mission, der Vorläufer unseres „Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Recklinghausen e.V.“ gegründet.

1970 erhielt der Kirchenkreis eine kreiskirchliche Verwaltung. Von 21 Gemeinden schlossen sich innerhalb von 5 Jahren 19 an.
Die 70er und 80er Jahre waren von einem großem gesellschaftlichen Engagement im Kirchenkreis geprägt: Friedensverantwortung, Umweltarbeit und weltweite Gerechtigkeit waren Themen der Synoden.

16 Jahre lang war Karl Heinrich Gilhaus Superintendent. 1988 wählte die Kreissynode Rolf Sonnemann, der 1994 leider verstarb, zu seinem Nachfolger.

In den 90er Jahren wurde wieder das inhaltliche Engagement gestärkt: Frauenreferat, Kindergartenfachberatung, Ökumene-Referat, Flüchtlingsreferat, Öffentlichkeitsarbeit und Zivildienstreferat. Bei der Besetzung der Stellen wurde stets darauf geachtet, den Kirchenkreis durch Erfahrungen aus verschiedenen Berufen (Sozialpädagogen, Lehrer, Journalisten usw.) zu bereichern und somit einen hohen fachlichen Standard zu gewährleisten.

1980 wurde eine Partnerschaft mit dem Magharibi-District (Tanzania) beschlossen. Seit Anfang der 90er Jahre gibt es gute partnerschaftliche Kontakte zur russisch-orthodoxen Eparchie Tula. Es entstand das „Institut für Kirchliche Zeitgeschichte“ (1990) unter das „Kirchenkreis-Museum“ (1994) unter der Leitung von Helmut Geck.

Seit der 2. Hälfte der 90er Jahre sind die Diskussionen von zurückgehenden Gemeindegliederzahlen und finanziellen Möglichkeiten bestimmt. Die Zahl der Kirchengemeinden ist inzwischen zur Vereinigungen auf 12 gesunken. Die große Zahl der Referate und Dienste wurde in Fachbereichen neu gegliedert und in personeller Hinsicht reduziert.