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Zur Geschichte des Kirchenkreises

Historische Herkunft des Kirchenkreises

Über 600 Jahre lang, vom ausgehenden 12. bis zum beginnenden 19. Jahrhundert, ist das Vest Recklinghausen im Besitz des Erzbistums Köln gewesen. Die Botschaft der Reformation drang um die Mitte des 16. Jahrhunderts ins Vest ein. Aber schon 1614 endete die kurze Reformationsgeschichte mit einem Edikt, das allen Nicht-Katholiken den dauernden Aufenthalt verboten hatte. Erst ab 1802 konnten sich wieder Evangelische hier niederlassen. 1815 wurde das Vest der preußischen Provinz Westfalen zugeordnet.
Bis zum Beginn der Industrieentwicklung bestand die evangelische Bevölkerung vor allem aus Gerichts- und Verwaltungsbeamten. 1847 wurde in Recklinghausen die erste evangelische Kirche gebaut: die Gustav-Adolf-Kirche. 1873 wurden ca. 900 evangelische Christinnen und Christen von der Kreissynode Bochum der Kreissynode Münster
zugeordnet. Aber schon bald erwies sich hierin eine gewisse Ironie, denn in wenigen Jahren wurde aus verstreuten Diasporagemeinden durch die Industrialisierung mit Bergarbeitersiedlungen und neuen Ortschaften ein eigener Kirchenkreis. Als sich am 11. Juni 1907 in Bottrop der Kirchenkreis Recklinghausen gründete, hatte dieser Kirchenkreis 61.000 Gemeindeglieder (Münster 21.000). Die Probleme der ersten Jahre waren das starke Wachstum, der Bau entsprechender Gebäude sowie die sozialen Missstände. In dieser Zeit gründeten sich an vielen Orten Frauenhilfen und Evangelische Arbeitervereine. 1926 gab es schon 185.000 Gemeindeglieder.
In der Zeit des Nationalsozialismus lösen sich die rechtlichen Institutionen auf, Kreissynoden finden nicht mehr statt, der Kreissynodalvorstand ist beschlussunfähig. In fast allen Gemeinden bilden sich Bruderräte der Bekennenden Kirche, die den Beschlüssen der deutschchristlichen Presbyterien energischen Widerstand leisten. Ein provisorischer Kreissynodalvorstand der Bekennenden Kirche beruft Bekenntnissynoden ein, die von 1934 bis 1938 dreimal in Gladbeck und einmal in Westerholt stattfinden. 


In der Nachkriegszeit wurde der Kirchenkreis schnell größer, 1952 kam Haltern zur Synode Recklinghausen hinzu, 1958 gab es 22 Gemeinden,
51 Pfarrstellen und 230.000 Gemeindeglieder – und 40 Schachtanlagen in diesem Gebiet.
Das starke Anwachsen der Bevölkerung machte 1961 die Teilung des Kirchenkreises notwendig. So entstanden der Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten und der Kirchenkreis Recklinghausen in seinen heutigen Grenzen. Er umfasst die Städte Datteln, Haltern, Herten, Marl, Oer-Erkenschwick, Recklinghausen und Waltrop. Ende der 60er Jahre hatte der Kirchenkreis mit 167.000 seine größte Mitgliederzahl. Danach begann die Zahl kontinuierlich zu sinken (1982: 153.000; heute 114.699 (Stand: Feb. 2010)). Seit den 70er Jahren wurden die funktionalen Arbeitsbereiche des Kirchenkreises aufgebaut: Erwachsenenbildung (als einer der ersten Kirchenkreise 1974) Berufschularbeit, Diakonie, Schulreferat, Telefonseelsorge, Mediothek usw.. Für die wachsenden Aufgaben der Diakonie wurde 1965 der Synodalverband für Innere Mission, der Vorläufer des heutigen „Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen e.V.“ gegründet. 1970 erhielt der Kirchenkreis seine Kreiskirchliche Verwaltung. Die 70er und 80er Jahre waren von einem großem gesellschaftlichen Engagement im Kirchenkreis geprägt: Friedensverantwortung, Umweltarbeit und weltweite Gerechtigkeit waren Themen der Kreissynoden.
In den 90er Jahren wurde wiederum das inhaltliche Engagement gestärkt: Frauenreferat, Kindergarten-Fachberatung, Ökumene-Referat, Flüchtlingsreferat, Öffentlichkeitsarbeit, Zivildienst-Referat und intensive Umweltarbeit.
1980 wurde eine Partnerschaft mit dem Magharibi-District (Tanzania) begonnen. Seit Anfang der 90er Jahre gibt es gute partnerschaftliche Kontakte zur russisch-orthodoxen Eparchie Tula. Es entstand das „Institut für Kirchliche Zeitgeschichte“ (1990) und das „Kirchenkreis-Museum“ (1994).
Seit der 2. Hälfte der 90er Jahre sind die Diskussionen von zurückgehenden Gemeindegliederzahlen und finanziellen Möglichkeiten bestimmt.
Die Zahl der Kirchengemeinden ist inzwischen durch Vereinigungen auf 12 gesunken.

Die große Zahl der Referate und Dienste wurde in Fachbereichen neu gegliedert  und in personeller Hinsicht deutlich reduziert.