Auf den Spuren des Graf Zinzendorf
Vom 11. bis zum 14. Oktober 2010 war eine ökumenische
Reisegruppe aus Herten unterwegs in der südöstlichsten Ecke von Deutschland,
nämlich in der Oberlausitz.
Für manche der Teilnehmer war diese Fahrt ein Wiedersehen mit bekannten
Stätten, für andere war es etwas ganz Neues.
Nach dem Anreisetag mit einem Zwischenstopp in Leipzig stand der zweite Tag ganz im Zeichen von Dresden. Hier erlebten die 17 Teilnehmer eine Stadtführung mit Bus und zu Fuß. Den Abschluss bildete eine Orgelandacht in der Frauenkirche mit anschließender ausführlicher Erklärung der Geschichte dieser protestantischen Kirche, die bekanntlich durch die Folgen der Bombardierung Dresdens im Februar 1945 zusammengestürzt war und mit großem Aufwand 2005 wieder neu eingeweiht werden konnte. Dieser Besuch und die Andacht in der Frauenkirche wird den Teilnehmern wohl noch lange in Erinnerung bleiben.
Am zweiten Tag führte der Weg nach Herrnhut. Hier befindet
sich noch heute der Hauptsitz der Herrnhuter Brüdergemeinde, einer aus
Pietismus und Reformation hervorgegangenen Glaubensbewegung innerhalb der
evangelischen Kirche, die sich ihre Gründung der rührigen Persönlichkeit des
Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760) verdankt. In Herrnhut erfuhren
wir viel über den Lebenslauf von Zinzendorf und die wechselvolle Geschichte der
Brüdergemeinde. Heute ist sie bekannt durch die beliebten Herrnhuter Sterne,
die sich in vielen Kirchen zur Adventszeit finden lassen, sowie durch die
biblischen Losungen. Für jeden Tag im Jahr wird von der Brüdergemeinde ein
alttestamentlicher Vers ausgelost und ein dazu passendes neutestamentliches
Wort ausgesucht.
Besonders stimmungsvoll war der Gang über den schönen historischen Herrnhuter
Friedhof, wo man von einem Aussichtsturm bei Sonnenschein einen herrlichen
Blick über die herbstliche Oberlausitzer Hügellandschaft genießen konnte.
Am Nachmittag ging es dann weiter nach Görlitz. Hier wurde die Gruppe durch die
historische Altstadt geführt, wobei der Weg auch zur Neißebrücke mit der polnischen
Grenze auf der anderen Seite führte.
Am letzten Tag stand Bautzen im Mittelpunkt. Bekannt und berüchtigt war der
Name dieser Stadt zur Zeit der DDR durch die große Haftanstalt, in der auch
Regimegegner der ehemaligen DDR einsaßen. Weniger bekannt ist die schöne
historische Altstadt mit den vielen Türmen und der Petrikirche. Diese wird
bereits seit der Reformationszeit 1524 von Katholiken und Protestanten
gemeinsam genutzt und ist somit die älteste Simultankirche Deutschlands.
Hintergründiges Detail dieses Kirchbaus: Früher betraten Katholiken und
Protestanten die Kirche getrennt durch zwei nebeneinander liegende Türen. Genau
über diesen beiden Türen befindet sich seit jüngerer Zeit ein großes Gemäldes
des letzten Abendmahls Jesu. Dieses Gemälde war ein Geschenk an die katholische
Gemeinde und weil sich für dieses kein anderer Platz finden ließ, entschieden
die beiden Küster kurzerhand es just an diesem Ort anzubringen. Ja, so kann es
gehen ...
Erfüllt von vielen Eindrücken trat die Reisegruppe anschließend wieder den
Heimweg an.
Organisiert worden war die Fahrt war von der Reisemission Leipzig und von
Pfarrer Bernhard Stahl.
Bild/Text: Bernhard Stahl