Auf den Spuren des Kirchentages
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Klausurtagung der Pfarrkonferenz vor der Missionsakademie in Hamburg.
Gleich zu Beginn stand ein Besuch beim Büro des Kirchentages auf dem Programm. Bernd Baucks, einer von vier Geschäftsführern des Hamburger Kirchentages und verantwortlich für die Finanzen der Kirchentage und der Geschäftsstelle in Fulda, stellte Entwicklung und Aufgabe des Kirchentages vor und gab einen Ausblick auf die bevorstehende Großveranstaltung. Zum vierten Mal ist der Kirchentag zu Gast in Hamburg, zuletzt im Jahr 1995. Dass auch der diesjährige Kirchentag wieder ein Fest des Glaubens und der Weltverantwortung wird, dafür sorgen über 2.000 Veranstaltungen mit unterschiedlichen Angeboten. Die Organisatoren erwarten ca. 40.000 Tagesgäste und über 100.000 Dauerteilnehmerinnen und -teilnehmer. Davon sind ca. 60.000 Menschen in Gemeinschaftsquartieren untergebracht, ca. 12.000 in Privatquartieren und bis zu 20.000 Gäste in Hotels, Freizeitheimen und auf Campingplätzen. Der Rest kümmert sich selber um eine Unterkunft.
Die Eröffnungsgottesdiensten beginnen bereits um 17 Uhr und findet an vier zentralen Plätzen in der Hamburger City statt. Anschließend folgt der „Abend der Begegnung“ in der Hafencity und um die Binnenalster. Die zu Pfingsten 2012 gegründete Nordkirche stellt sich dort mit ca. 400 Ständen vor und lädt zur Begegnung und zum Verweilen ein. Die Mehrzahl der Veranstaltungsorte befinden sich in der City und können fußläufig erreicht werden. „Die Nordkirche wird aus dem Kirchentag gestärkt hervorgehen“, ist sich Bernd Baucks sicher. Auch in Hamburg wird die westfälische Kirche wieder stark vertreten sein. „Wir würden gerne in Westfalen ein Kirchentag veranstalten“, so der Abteilungsleiter Finanzen. Derzeit gibt es Gespräche über Zeit und Ort.
Für besonderes Interesse sorgte bei den Pfarrerinnen und Pfarrern der Besuch der „Kirche der Stille“ im Hamburger Stadtteil Altona. Pastorin Irmgard Nauck, Gesprächstherapeutin und Meditationsbegleiterin, erläuterte der Gruppe die Entstehung dieses Arbeitsbereichs in der Christopheruskirche an der Helenenstraße und lud die Anwesenden zum Einlassen und Ausprobieren verschiedener meditativer Elemente ein. Nauck ist ursprünglich rheinische Pfarrerin und seit gut siebzehn Jahren Pfarrerin in Hamburg-Altona im Kirchenkreis Hamburg-West. Durch die Vereinigung von drei Kirchengemeinden zu einer Gemeinde wurde ein neues Konzept zum Erhalt der drei Kirchen entwickelt. Neben der Friedenskirche mit einem traditionellen Gemeindeangebot arbeitet die St. Johannes-Kirche als Kulturkirche mit zahlreichen Veranstaltungen.
Das Konzept für die Umgestaltung der Christopheruskirche als „Kirche der Stille“ hat Irmgard Nauck entwickelt. Vor knapp vier Jahren wurde die Kirche mit diesem Angebot eröffnet und erfährt seitdem regen Zuspruch von Besucherinnen und Besuchern. Unterstützung kommt auch vom Gottesdienst-Institut der Nordkirche. Die Kirche ist montags bis freitags von 12 bis 18 Uhr geöffnet und lädt zum Stillewerden und Meditieren ein. Morgen- und Abendmeditati-onen sind offene Angebote für jedermann. Weiterhin werden unterschiedliche Seminare angeboten, bei denen eine Anmeldung erwünscht ist. Auch beim Kirchentag finden zu jeder vollen Stunde Meditationsangebote statt.
Da einige Pfarrerinnen und Pfarrer dabei waren, die evangelischen Religionsunterricht an Berufskollegs erteilen, erfuhr das Hamburger Projekt „Religionsunterricht für alle“ großes Interesse. Birgit Kuhlmann, stellvertretende Leiterin des Pädagogisch-Theologischen Institut (PTI) der Nordkirche in Hamburg stellte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Pfarrkonferenz die Situation des Religionsunterrichts in Hamburg vor und die Entwicklung zum „Religionsunterricht für alle“. Aufgrund der geringen Anzahl an konfessionellen Schülerinnen und Schülern lief der Religionsunterricht ín Hamburg Gefahr, aus dem Lehrplan gestrichen zu werden. Daraus entstand die Idee des „Religionsunterrichts für alle“ in evangelischer Verantwortung und ökumenischer Offenheit. „Schülerinnen und Schüler aller Religionen lernen gemeinsam“, erläutert Birgit Kuhlmann, die vor ihrer Tätigkeit in Hamburg Berufsschullehrerin in Bottrop war.
Alle Religionsgemeinschaften arbeiten in einem Gesprächkreis zum interreligiösen Dialog mit. „Die katholische Kirche beteiligt sich nicht an diesem Weg“, berichtete Birgit Kuhlmann. „Die jüdische Gemeinde hat einen Vertreter in diesem Gesprächskreis und begleitet das Projekt kritisch mit.“ Es gäbe ein gesamt gesellschaftliches Interesse an einem Religionsunterricht, der einen gleichberechtigten Dialog fordert. Das Projekt läuft seit zwei Jahren nach ca. zehn Jahren Vorbereitung.
Für die Zukunft wird überlegt, ob der Religionsunterricht weiterhin allein in kirchlicher Verantwortung bleiben soll. „Das erscheint nicht mehr plausibel“, so Frau Kuhlmann. Gemeinsame Ziele der Weiterentwicklung seien gleichberechtigte Verantwortung der Inhalte, die dialogische Form des Religionsunterricht und des gemeinsamen Unterrichts von Schülerinnen und Schülern, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit. Geplant ist eine Einführungsphase von fünf Jahren.
An jedem Abend waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Pfarrkonferenz zu einer Andacht eingeladen, die von Mitgliedern der Pfarrkonferenz gehalten wurde. Auch Katrin Göckenjan, die zukünftige Superintendentin des Kirchenkreises Recklinghausen, nahm an der Pfarrkonferenz teil und konnte so bereits erste Kontakte knüpfen und einen Einblick in den Kirchenkreis bekommen.
Text und Foto:
uka