Berlin ist eine (Studien-) Reise wert
Die noble Insel Schwanenwerder in der Nähe der Gedenkstätte ‚Wannseekonferenz’ hat eine unheilvolle Geschichte. Anfang des letzten Jahrhunderts wohnten hier beispielsweise die Warenhausbesitzer Berthold Israel und Rudolph Karstadt, die Bankdirektoren Oscar Schlitter, Goldschmidt, Adolph Salomonsohn und Georg Solmssen, der Generaldirektor der Schultheiss-Patzenhofer Brauerei Walter Sobernheim und der Inhaber der Schokoladenfabrik Trumpf, Richard Monheim. Alle wurden von den Nationalsozialisten enteignet, damit sich hohe Funktionäre wie Josef Goebbels, Albert Speer und Hitlers Leibarzt Theo Morell hier komfortabel niederlassen konnten. Auch für Adolf Hitler war ein Grundstück reserviert.
Heute zeugt auf der Insel baulich nichts mehr von der unrühmlichen Vergangen. Bedrückend wirkte auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Besuch der Gedenkstätte ‚Wannseekonferenz’, dem Ort, an dem in der Notation der größenwahnsinnigen Nationalsozialisten die grausame und menschenverachtende „Endlösung der Judenfrage“ organisiert wurde. Um so wichtiger war der Besuch der Evangelischen Kirchengemeinde Wannsee und das Gespräch mit Pfarrer Michael Raddatz und Vikar Thomas Thieme über die Aktivitäten der Evangelischen Kirche heute und ihr Einsatz für einen toleranten und menschlichen Umgang miteinander. Mit besonderem Interesse verfolgten die Gäste die Bemühungen um einen Evangelischen Religionsunterricht.
In Berlin und Brandenburg ist der Religionsunterricht dort kein ordentliches, vom Staat veranstaltetes Unterrichtsfach, sondern wird außerhalb der Schule von der Kirche verantwortet. Die Gefährdung des konfessionellen Religionsunterrichts insbesondere im Ruhrgebiet und in städtischen Regionen thematisierten die Recklinghäuser auch im Gespräch mit dem Mitarbeiter Thorsten Maruschke des Bevollmächtigten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesregierung. Pfarrer i.E. Maruschke, der vor einigen Jahren in der Kirchengemeinde Oer-Erkenschwick ein Praktikum absolviert hat, führte zudem in die vielfältigen Aufgabenbereiche des Bevollmächtigten ein. In einem vorangegangenen Gespräch nach einer Besichtigung des Bundestags mit dem MdB Michael Groß aus Marl wurde von ihm die Kritik geäußert, einige Bundestagsabgeordnete wünschten sich mehr und deutlichere Stellungnahmen der Kirchen zu aktuellen politischen Entscheidungsprozessen, auch zu ihrer eigenen Meinungsbildung. Als Beispiel nannte er das Betreuungsgeld. Diesen Hinweis, verbunden mit dem Rat, den EKD Pressedienst den Abgeordneten zugänglich zu machen, gab die engagierte Gruppe dem Bevollmächtigten weiter.
Ein Besuch im Pergamonmuseum mit einer aktuellen Ausstellung über das Leben in diesem antiken türkischen Ort und der Ausstellung „Frederisiko“ im Neuen Palais Potsdam über die zwei unvereinbar scheinenden Seiten des grausamen Feldherrn und feingeistigen Kunstfreund Friedrich des Großen bildeten kulturelle Höhepunkte.
Die geführte Radtour am „Checkpoint Charlie“.
Lockerer ging es bei der geführten Fahrradtour „entlang der ehemaligen Mauer“ zu. Insiderinformationen und Einblicke in touristisch nicht wahrgenommene Gegenden Berlins ermöglichte ein noch in der DDR aufgewachsener Tourführer.
Ein emotional ansprechendes Taizé-Gebet und ein gut besuchter Sonntagsgottesdienst im Berliner Dom, dem zukünftigen Arbeitsplatz von Superintendent Peter Burkowski, sorgten für ein spirituelles Sich-Besinnen.
Bilder/Text: HSch