Die Bilder folgen den Worten
Über den Besuch von Pfarrerin Elke Rudloff (rechts) in Recklinghausen freuten sich die stellvertretende Akademie-Vorsitzende Pfarrerin Bärbel Baucks und Superintendent Peter Burkowski.
Vor ihrer Aufgabe für das ZDF war Elke Rudloff Pfarrerin in Dortmund, drei Jahre beim „Wort zum Sonntag“ zu hören und bereits sieben Jahre bei den Radioandachten auf WDR 2.
Mit etwa 700.000 Zuschauerinnen und Zuschauer erleben allein im ZDF etwa annähernd so viele Menschen einen Gottesdienst über dem Bildschirm, wie deutschlandweit am Sonntag in die evangelischen Kirchen gehen. Bis ein Gottesdienst live gesendet werden kann, hat ein langer Beratungsprozess stattgefunden. Elke Rudloff gab in ihrem Vortrag Einblick in ihre Recherche, das Kameratraining, die Vorbereitung mit den gastgebenden Gemeinden, die Zuschauerberatung und die Zusammenarbeit mit der ZDF-Redaktion.
Anhand eines bereits gesendeten Fernsehgottesdienstes aus Dortmund zeigte Pfarrerin Elke Rudloff die umfangreichen Vorbereitungen und Abläufe bis zur Ausstrahlung eines Fernsehgottesdienstes auf. Bis zur Übertragung vergehen etwa neun Monate. Manchmal werden auch Gottesdienste aufgrund aktueller Ereignisse umgeworfen. Bei der Auswahl müssen die Landeskirchen wie auch die unterschiedlichen Frömmigkeitsstile gleichmäßig bedacht werden. Zwei Gottesdienste aus Auslandsgemeinden werden im Jahr übertragen, ebenso wie zwei- bis dreimal im Jahr freikirchliche Gottesdienste.
Vor dem Fernsehgottesdienst werden Platzkarten vergeben, um den Besuch von jung und alt abzuschätzen. Die Pfarrerinnen und Pfarrer bekommen ein spezielles Kameratraining und üben an zwei Tagen in Berlin ihre Kamerapräsenz. Am Freitagmittag beginnt der Aufbau, Freitagabend wird das Drehbuch geschrieben. Am Samstagmorgen gibt es eine Tonprobe. Der gesamte Gottesdienst wird am Samstagnachmittag einmal komplett durchgeprobt und auch am Sonntagmorgen werden vor dem Gottesdienst mit der Gemeinde noch verschiedene Elemente durchgespielt.
„Fernsehgottesdienste werden nicht einfach abgefilmt, sie werden konzipiert“, machte die Senderbeauftragte deutlich. „Bei der Entwicklung wird überlegt, wie ich was ins Bild setzen kann. Da der Raum mitpredigt, bemühen wir uns, das Thema des Gottesdienstes mit dem Raum zu verbinden.“ Die Gottesdienste laufen nach einem Drehbuch ab, das der Regisseur in Szene setzt. „Die Bilder folgen den Worten. Dabei bleibt das Bild der stärkere Eindruck“, so Elke Rudloff.
„Was die Qualität betrifft, muss sich der Fernsehgottesdienst an anderen Sendungen messen lassen, auch die musikalische Qualität“, sprach Rudloff ein heikles Thema an. Musik sollte nach dem Ort, den Personen und den eigenen Stärken ausgewählt werden. Dabei darf ein Musikstück nicht länger als drei Minuten dauern. Für die Predigt sind mit Unterbrechungen insgesamt zehn Minuten vorgesehen. Es ist gut, wenn die Pfarrerinnen und Pfarrer in eine Form mündlicher Rede verfallen. Die Texte sollten nicht auswendig gelernt wirken.
Nach jedem Gottesdienst stehen bundesweit fünfzehn Seelsorgerinnen und Seelsorger am Telefon für Gespräche zur Verfügung. „Oft gibt der Gottesdienst den Anstoß, um eigene Themen zu besprechen“, sagt Elke Rudloff. Die Reaktionen der Zuschauerinnen und Zuschauer werden dokumentiert. „Natürlich wollen wir auch gute Einschaltquoten, damit der Sendeplatz erhalten bleibt“, erläuterte Rudloff. Am Montag nach dem Gottesdienst gibt es die Quote mit absoluter Zahl und Verlaufskurve.
Text und Foto:
uka