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Erfolgreich leben, erfolgreich arbeiten, leben in Balance

Kindergartenfachtag im Ruhrfestspielhaus erkundet neue Belastungen im Arbeitsfeld Kindertagesstätten und zeigt Wege zur Entlastung auf

Der diesjährige Kindergartenfachtag für die Evangelischen Kirchenkreise Bottrop-Gladbeck-Dorsten und Recklinghausen stand mit seinem Motto “Erfolgreich leben, erfolgreich arbeiten, leben in Balance” ganz im Licht des Umgangs mit den neuen Arbeitsbelastungen für die Kindergärtnerinnen und Kindergärtner. Diese zeigten sich in den Kindertagesstätten in Folge des 2008 eingeführten Kinderbildungsgesetzes in NRW, dem sog. KIBIZ, wie die Kindergartenfachreferentin Barbara Winkler-Rohde in ihrer Einführung skizzierte. Der Unnaer Verwaltungsleiter Thomas Sauerwein vom Evangelischen Fachverband der Tageseinrichtungen für Kinder benannte die Veränderungen für Erzieherinnen und Erzieher, die in den letzten Jahren mit erhöhtem Tempo und starker Dynamik pädagogische Inhalte und finanzielle sowie arbeitsrechtliche Arbeitsbedingungen erfasst hätten. Die Planungsspannen für Kindergartenplätze gingen nunmehr von kurzen Ein-Jahreszeiträumen aus. Der gestiegene Verwaltungsaufwand und die Befristung von Arbeitsverträgen erzeugten großen Druck auf die Beschäftigten in den Einrichtungen. In oftmals noch nicht perfekten Räumlichkeiten seien nun Unter-Dreijährige, mehr Kinder in der Übermittagsbetreuung und größere Gruppen vorzufinden.

Der Kindergartenfachtag sollte dazu dienen, Reflexionen zur Situation der Beschäftigten in Kindertagesstätten anzustoßen, wozu die fast 300 überwiegend weiblichen Teilnehmerinnen mehrfach Gelegenheit hatten.

In ihrer Andacht zum Gleichnis vom barmherzigen Samariter als Sinnbild der Nächstenliebe entfaltete Pfarrerin Kathrin Alshuth die Frage nach den Grenzen der Belastbarkeit. Das Doppelgebot der Liebe “Du sollst Gott und deinen Nächsten lieben wie Dich selbst”, sei eigentlich ein Dreifachgebot, nämlich auf Gott, den Nächsten und sich selbst bezogen. Neben dem Ausgangspunkt der Liebe zu Gott gelte: “Nur in dem Maß in dem wir uns selbst lieben, können wir auch den Nächsten lieben”, formulierte Pfarrerin Alshuth.

Mit seinem “Brief an den Sonntag”, als Tag der von Gott geschenkten Ruhe, führte Superintendent Peter Burkowski die Zuhörerinnen und Zuhörer zu sich selbst zurück: “Der eigentliche Stressfaktor bin ich oft selber. Ich muss mich fragen, was lasse ich zu?”, sagte er. Landrätin Bärbel Koruhn erinnerte in ihrem Grußwort an die Veränderungen der Kindergartenarbeit aus ihrer eigenen biographischen Sicht. Trotz aller Belastungen sei sie sich sicher, “wer sich bewusst sei, wie wunderbar es ist, mit Kindern zu arbeiten, wird es auch über Stresstage hinweg bringen.”

Anne Burdenski von der Stiftung xpand (Dortmund) konzentrierte sich in ihrem Impulsreferat auf die persönliche Seite der Arbeit und die Bedürfnisse von Erziehern und Erzieherinnen. “Sie sind es, die geben müssen. Wie können Sie die Balance zwischen Geben und Nehmen finden?” fragte sie die Zuhörerschaft. “Sie haben eine besondere Herausforderung: Sie geben, wo haben Sie die Möglichkeit zu nehmen?” Aus der Sicht von Anne Burdenski sei nicht der Stress das Problem, sondern vielmehr wie man sich erhole. Die Perspektive von “Work-Life-Balance” stamme aus der Wirtschaft und versuche vor allem, Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Mit offenen Fragen zu konkreten positiven Erfahrungen oder erlebter Balance aktivierte sie das Plenum zur Mitwirkung. Sie zeigte gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auf, wie den demographischen Wandel, den Wandel von Berufsbildern, neuartige berufliche Belastungen und die zunehmende Vielfalt von Lebensformen. Geleitet durch ein Modell mit vier Bereichen ginge es der Life-Work-Balance darum, die Leistung und Arbeit, die Frage nach dem Sinn, den Kontakt im Freundes- und Familienkreis sowie die Bedürfnisse des Körpers nach Entspannung und Gesundheit in Einklang zu bringen. Die Voraussetzung, um in Balance zu kommen, sei, sich selbst zu kennen. Dabei seien eigene Fähigkeiten, die eigene Persönlichkeit, eigene Bedürfnisse, “Energiefresser” und “Zeitdiebe” sowie die persönliche Lebenssituation und -perspektive auszuloten. Mithilfe von schriftlich formulierten Fragerastern konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu gezielt nächste Schritte im eigenen Lebens- und Arbeitsfeld angehen.

 

Text/Bild: hh