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Mensch, wir sehen aus wie Könige

Wanderausstellung “Kunst trotz(t) Armut” in Recklinghausen eröffnet
Mensch, wir sehen aus wie Könige

Die Kopfskulpturen des Künstlers Harald Birck inmitten der Gustav-Adolf-Kirche

Mit einem Gottesdienst zum Erntedank wurde die Wanderausstellung “Kunst trotz(t) Armut” in Recklinghausen am 3. Oktober 2010 vorgestellt. In ihrer Begrüßung hielt Pfarrerin Silke Niemeyer fest: “Mit der Ausstellung stellen wir die Frage nach gerechter Verteilung, nach Arm und Reich, nach menschlicher Arbeit, kurz nach Gerechtigkeit”. In ihrer Predigt proklamierte Pfarrerin Niemeyer umißverständlich das Bild eines trotzigen Gottes, der sich nicht mit gegebenen Zuständen abfindet: “Er trotzt Armut. Gott liebt die Armen. Aber er hasst die Armut. Er ist ihr Feind.” Mit Blick auf die plastischen Kopfportraits von Harald Birck, die sich im Mittelgang der Gustav-Adolf-Kirche befinden, formulierte Niemeyer: “Die Ausstellung rückt uns das Thema, ja die armen Menschen auf die Pelle – wir kommen hier in der Kirche buchstäblich nicht vorbei an ihnen.” In diesem Sinne rief sie die Gemeinde zu eigener Aktivtät auf: “Nicht Mildtätigkeit ist gefragt, nicht tatenlose Empörung, sondern Tätigwerden gegen die gottlose Ungleichheit in unserem Land.”

Armutshilfe gelte heute oftmals als belastender Luxus; gegen diese Tendenzen wolle man Armut als von Menschen gemachte Armut in all' ihren Facetten zeigen, erklärte Ausstellungsmacher Peter Erdmann vom Diakonischen Werk in Recklinghausen e.V.:  "Die Ausstellung richtet sich gegen eine Kultur des Wegsehens”, sagte Erdmann. “Die Kennzahlen der Armut verschlimmern sich, vor allem auch in unserer Region”, berichtete Superintendent Peter Burkowski in seinem Grußwort mit Blick auf die Statistiken zur Armut. Vor allem sei die Gruppe der alleinerziehenden Frauen mit 41 Prozent von Armut betroffen; daher sei Armut vor allem Kinderarmut. In den letzten Jahren seien die Reichen immer mehr entlastet worden und die Armen dagegen belastet. “Armut schämt sich und wird immer unsichtbarer”, so Burkowski.

Dieser versteckten Armut will die Ausstellung etwas entgegensetzen: “Wir erhoffen uns durch die Ausstellung eine lebhafte, öffentliche Diskussion”, betonte Annette Shaw, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes in Recklinghausen e.V. Es sei die Aufgabe der Wohlfahrtsverbände, Armut als öffentliches Thema zu platzieren. In Erinnerung an ein Gemälde von Spitzweg erwartete die stellvertretende Bürgermeisterin Christel Dymke von der Ausstellung, “daß wir Blinden ein sehendes Auge für die Armut bekommen”. 

Das Motto “Kunst trotz(t) Armut” stamme von Obdachlosen aus Berlin, erläutete Andreas Pitz, der Kurator der Ausstellung der Evangelischen Obdachlosenhilfe. Seit Oktober 2007 wurden in Berlin erstmals die über 100 Werke von 28 Künstlern gezeigt wurde. Seitdem seien diese in 20 deutschen Städten zu sehen gewesen. Das Besondere an den Exponaten sei, so Pitz, daß Obdachlose mit ihren Werken selbst zu Künstlern geworden seien, wodurch die künstlerische Auseinandersetzung mit Armut, Ausgrenzung und Diskriminierung eine besondere Intensität bekäme. Daß von Armut betroffene Menschen durch die Kunstausstellung erleben könnten, wie ihnen ihre Würde zurückgegeben werde, berichtete Pitz von Ausstellungsbesuchern. Portraitierte Obdachlose hätten in Berlin “die heiligen Hallen der Ausstellung” betreten und sich den ausgestellten Kopfskulpturen wiedererkannt. Daraufhin hätten sie nicht ohne Stolz gesagt: “Mensch, wir sehen aus wie Könige”.

 

Das Programm mit allen Terminen und Orten:


6. Oktober: 10-16 Uhr, Tag der offenen Tür der Wohnungslosenhilfe: Herner Straße 8, Bochumer Straße 165, Hohenhorster Weg 51
7. Oktober: 20 Uhr, Christuskirche: Konzert des Menschensinfonieorchesters aus Köln
10. Oktober: 11.15 Uhr, Gustav-Adolf-Kirche: Gottesdienst mit Künstlergespräch mit Harald Birck
24. Oktober: 10 Uhr, Christuskirche, 11.15 Uhr, Gustav-Adolf-Kirche: Themen-Gottesdienst
26. Oktober: 19 Uhr, Haus des Kirchenkreises: Vortrag mit Prof. Crüsemann
31. Oktober: 10 Uhr, Christuskirche: Themen-Gottesdienst
3. November: 20 Uhr, Haus des Kirchenkreises: Filmabend „Unter Null“
13. November: 19 Uhr, Gustav-Adolf-Kirche: Gottesdienst mit Gastpredigt von Prof. Dr. Heribert Prantl, Süddeutsche Zeitung
15. November: 19 Uhr, Haus des Kirchenkreises: Vortrag mit Harald Weinberg MdB „Die Linke"
17. November: 18 Uhr, Gustav-Adolf-Kirche: Abschluss


Kontakt:


Kunstprojekt der Wohnungslosenhilfe Recklinghausen während der Öffnungszeiten im Vestischen Museum/Haus der Geschichte Kontakt: Helmut Heinze.Tel.: 0171 2069847
Schülerwettbewerb

„Kunst trotz(t) Armut" Ausstellung der Exponate während der Öffnungszeiten in der Sparkasse Vest Recklinghausen
Kostenlose öffentliche Führungen in der Zeit vom 10.10. bis 14.11.2010 jeweils sonntags um 15.00 Uhr Start: Vestisches Museum/ Haus der Geschichte Abschluss: Gustav-Adolf-Kirche (Ausklang bei Kaffee und Kuchen) Führungen für Gruppen/Schulklassen nach vorheriger telef. Absprache möglich Kontakt: Kunsthalle Recklinghausen, Tel.: 02361 50-1935

Ausstellungs- und Veranstaltungsorte

Vestisches Museum/Haus der Geschichte, Hohenzollernstr. 12
Gustav-Adolf-Kirche, Herner Str. 8 Christuskirche, Limperstr. 11
Haus des Kirchenkreises, Limperstr. 15
Sparkasse Vest Recklinghausen, Königswall 33

Bild/Text: hh