Mit Friedrich Schorlemmer war gut Kirschen essen - Träger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels sprach auf ökumenischem Schulleitungsempfang
Interessiert verfolgten die Schulleiterinnen und Schulleiter die Ausführungen von Friedrich Schorlemmer im Haus des Kirchenkreises in Recklinghausen.
In der Laudatio zur Verleihung der Friedenspreises sagte Richard von Weizäcker damals: „Er nimmt seinen Glauben ernst und hilft uns in unserer Zeit und unserem Land zu verstehen und zu tun, worauf es um des Friedens willen ankommt“.
Diesem Anspruch wurde Schorlemmer vor über 50 Schulleiterinnen und Schulleitern aus dem Kreis Recklinghausen gerecht. Bei der Lesung aus seinem neuen Buch „Das Geld. Das Glück. Und die Gier. Plädoyer für eine gerechte Gesellschaft.“ identifiziert er die Gier als eine Gefahr für uns und unsere moderne Gesellschaft. Wie können wir als Einzelne und Gesellschaft gewinnen, wonach wir hungern und wonach wir uns sehnen: ein intensives, ein glücklicheres Leben? Wie können wir dabei der Gefahr entgehen, unter das verlockende Joch einer Gier zu geraten, die nur unfrei macht?
Sehr anschaulich erzählte der 70-jährige Theologe von dem Glück, das er als kleiner Junge empfand, als er hinter der Mauer die heimlich beim Nachbar gepflückten Kirschen genoss. Noch heute weckt er, wahrscheinlich wegen dieser positiven Erinnerung, selber Kirschen ein. Das Glück finden wir in den einfachen, authentischen Erlebnissen und Begegnungen, in dem sich Bescheiden auf das Notwendige und dessen Würdigung. Die Gier, immer mehr und immer neues haben zu müssen, zerstört das Individuum, die Gesellschaft und die Zwischenmenschlichkeit. So sollten Menschen froh sein, wenn sie in der Lage sind, Steuern zahlen zu können und diese nicht gierig der Gemeinschaft entziehen.
Als Bürgerrechtler zu Zeiten der DDR nahm er auch zum Thema „25 Jahre wiedervereinigtes Deutschland“ engagiert Stellung. „Wir (die ehemalige DDR) sind nicht als Subjekt in die Einheit gekommen, sondern als Konkursmasse“ mahnte er schon kurz nach der Wiedervereinigung. In seinem Vortrag wehrte er sich dagegen, die ehemalige DDR pauschal als Unrechtsstaat zu dämonisieren. Die DDR war seiner Meinung nach kein Rechtstaat und es wurde auch grobes Unrecht ausgeübt. Die Bezeichnung Unrechtsstaat führe aber in die Irre und delegitimiere alles, was in der DDR an Leben war.
Text: HSch/Bild: uka