Neugotik an der Stever – 100 Jahre Erlöserkirche in Haltern
Gecks These: Im ländlichen Haltern trat die Gemeinde der katholischen Mehrheitsbevölkerung gegenüber weniger dezidiert nationalprotestantisch auf als im benachbarten Recklinghausen:
- Man nannte die neue Kirche konfessionsübergreifend „Erlöserkirche“, nicht „Lutherkirche“ (1888) oder „Reformationskirche“ (1911) wie in Recklinghausen.
- Die Recklinghäuser Christuskirche (1911) war ursprünglich eine protestantische Predigtkirche (Zentralbau mit Kanzelaltar; Abb. 1).
Kanzelaltar in der Christuskirche in Recklinghausen
Die Erlöserkirche ist ein traditioneller Bau mit einem vom Langhaus getrennten und über fünf Stufen zu erreichenden ,Hochaltar‘ im Zentrum des Chorraums (Abb. 2).
Hochaltar in der Erlöserkirche in den 50er Jahren des 20. Jhdts.
- Bei den Recklinghäuser Einweihungsfeiern wurden betont reformatorische Choräle gesungen, insbesondere „Ein feste Burg ist unser Gott“. Das war in Haltern nicht der Fall. Allerdings gibt es hier eine dezente Lutherrose über dem Hauptportal und an den Wangen der Kirchenbänke.
Die Lutherrose über dem Eingangsportal und an den Wangen der Kirchenbänke
Der Vortrag befasste sich auch mit anderen Aspekten des Baus wie der neugotischen Fassade, dem Chorgemälde von Heinrich Rüter (1877-1955) und der Kriegergedächtnistafel von 1921 in der Turmhalle. Die Tafel wurde kürzlich entfernt und als Kulturdenkmal in Verwahrung genommen. Geck betonte, dass die Gemeinde mit diesem Eingriff in die Ausgestaltung ihrer Kirche ein kritisches historisches Bewusstsein unter Beweis gestellt habe.
Im Anschluss an den Vortrag gab es eine angeregte Diskussion auch über die pragmatischen Aspekte des Kirchenbaus (Finanzierung, beteiligte Firmen, Material, Dauer, etc.).