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Philipp Melanchthon - Der „Praeceptor Germaniae“ und die „himmlische Schule“

Ein Vortrag von PD Dr. Albrecht Geck in der Evangelischen Akademie Recklinghausen
Philipp Melanchthon - Der „Praeceptor Germaniae“ und die „himmlische Schule“

PD Dr. Albrecht Geck

Wie eng verflochten die beiden Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon die Anliegen von Bildung und Kirchenreform betrieben, zeigte der neue Leiter des Instituts für Kirchliche Zeitgeschichte des Kirchenkreises Recklinghausen, PD Dr. Albrecht Geck, in seinem Vortrag in der Evangelischen Akademie Recklinghausen.

Luther hatte in diesem Zusammenspiel der beiden eher die Rolle des vorantreibenden Protagonisten der Reformation inne, Melanchthon systematisierte und elementarisierte in seinen Loci Communes deren Kerngedanken. Er rückte damit die Bildungsfrage in den Mittelpunkt seines Denkens und seiner Arbeit. Deshalb wurde zu Recht er, und nicht Luther, als Praeceptor Germaniae, also als 'Lehrer Deutschlands' bezeichnet, so Geck. Für Melanchthon gehörten Bildung und Glaube eng zusammen. Denn erst dieser Zusammenhang eröffne nicht nur den Zugang zur Welt, sondern auch zum individuellen Verständnis der Bibel als Heiliger Schrift.

Stand zu Anfang der Lehrtätigkeit Melanchthons, die sehr viele Studenten im damaligen Wittenberg anzog, die auf Überzeugung abzielende Rhetorik im Vordergrund, so rutschte der Akzent später auf die Dialektik, der es um Argumentation und die Anerkennung einer gemeinsam geteilten Wahrheit ging, erläuterte Geck. Die Fragen theologischer Scholastik nach Trinität und Christologie interessierten Melanchthon weniger. Nach dem Tode werde Gott selbst in der 'himmlischen Akademie' seine Antworten geben. Stattdessen ging es Melanchthon um die Person und das Werk Jesu Christi: „Denn das heißt Christus erkennen: seine Wohltaten erkennen, nicht, was diese lehren: seine Naturen, die Art und Weisen der Menschwerdung betrachten“, zitierte Geck.

Mit Blick auf seine eigene Arbeit als Lehrer plädierte Geck für ein Bildungsverständnis, das die Allgemeinbildung und die Entwicklung von Urteilsfähigkeit sowie Sprachfähigkeit fördert. Außerdem seien Lerngruppen mit maximal 15 Schülerinnen und Schülern sinnvoll, weil nur im intensiven und unmittelbaren Austausch untereinander und mit der Lehrperson die Persönlichkeit wirklich gebildet werde.

In der anschliessenden Diskussion wurde eine lebendige Debatte um den heutigen Stellenwert von Bildung und deren Zielen sowie um die seitens der Industrie formulierten Ansprüche an verwertbare Spezialisierung angestoßen.

PD Dr. Albrecht Geck unterrichtet am Pestalozzi-Gymnasium in Herne und ist Privatdozent für Kirchengeschichte an der Universität Osnabrück.

Link Institut für kirchliche Zeitgeschichte des Kirchenkreises Recklinghausen 

Bild/Text: hh