Protest gegen beabsichtigte Schließung der WAZ-Redaktion im Vest
Das Vorgehen des WAZ-Konzerns wirkt publizistisch mutlos. Erscheint die Zeitung im Kreis Recklinghausen nicht mehr mit eigenen, kenntnisreichen und gut recherchierten Beiträgen zu lokalen Themen, wird sie kaum neue LeserInnen gewinnen und alte überzeugen können. Ebenfalls fragwürdig erscheint, ob mit dem neu eingeschlagenen Weg lukrative Anzeigenkunden geworben werden können.
Der Rückbau, der einem Kahlschlag nahe kommt, kann den Verdacht wecken, dass sich der WAZ-Konzern auf Kosten der Beschäftigten kurzfristig renditeorientiert gesund schrumpfen will.
Die Geschichte der Evangelischen Kirche ist eng gekoppelt an die Entwicklung der Buchdruckerkunst und die Verbreitung von Flugschriften während der Reformation. Die öffentliche Diskussion abweichender Meinungen in Wort und Schrift gehört daher für uns zu den wertvollsten Errungenschaften einer modernen Gesellschaft, in der Bürger und Bürgerinnen durch qualitativ hochwertige Presseprodukte an den Kontroversen in ihrer Region kritisch teilhaben können sollten.
Die problematischen Auswirkungen des Rückzugs der WAZ in der Region wurden bereits am Beispiel der Berichte zu den Protesten der Beschäftigten gegen die Schließung ihrer Redaktion sichtbar: Die WAZ-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen durften über ihre Aktion im eigenen Blatt nicht berichten. Die Recklinghäuser Zeitung publizierte kein Wort zu den Protesten. Denn die Abonnentinnen und Abonnenten der WAZ werden in Zukunft lediglich eine überregionale 'WAZ-Hülle' erhalten. Die Berichte aus der Kreisregion werden jedoch von der Recklinghäuser Zeitung stammen, die zukünftig die Lokalberichterstattung im Kreis Recklinghausen allein übernimmt.
Wir rufen die Geschäftsführung des WAZ-Konzerns daher auf, ihre Entscheidung zur Schließung der WAZ-Redaktion im Vest noch einmal kritisch zu überdenken.
Sup. Katrin Göckenjan/Dr. Hans Hubbertz