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Sommersynode im Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen

RECKLINGHAUSEN Familien heute – Kreissynode tagte in den Recklinghäuser Werkstätten mit lebendigem Programm - Die Sommersynode des Evangelischen Kirchenkreises drehte sich diesmal vor allem um den Schwerpunkt der Situation der „Familien heute“.
Sommersynode im Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen

Eine Aufstellung zu den verschiedenen Familientypen sorgte für eine statistische Kurzerhebung unter den Synodalen.

Die Gemeinden und Einrichtungen der westfälischen und der lippischen Landeskirche sind seit November letzten Jahres auf der Grundlage einer sog. Hauptvorlage zur Familienthematik dazu aufgerufen, aktuelle Fragen aufzugreifen und Stellung zu beziehen. Die 113 anwesenden Kreissynodalen hatten dazu vielfältige Möglichkeiten, die bereits im Vorfeld der Synode mit schriftlichen Stellungnahmen von Presbyterien und Diensten ergriffen worden waren.

vizepraesesAlbertHenzDer theologische Vizepräsident der westfälischen Landeskirche, Albert Henz, beschrieb in seinem Grußwort, wie stark die Thematik ankäme: „Wir haben heftig gerungen, es hat auch Zerwürfnisse gegeben. Wir hatten noch nie eine so lebhafte Diskussion.“ Es sei wichtig festzuhalten, dass das sog. ordnungstheologische Verständnis der Ehe nicht zu verwechseln sei mit der kleinbürgerlichen Ehe. Nach Luther sei die Ehe nur ein weltliches Ding. Die Aufgaben von Familien seien nicht an ganz bestimmte Formen gebunden. „Sie werden heute in vielen Formen in bewundernswerter Weise wahrgenommen.“ Die westfälische Schrift und die neueste EKD-Schrift zu Familie lägen in einigen Punkten dicht beieinander. Im Umgang mit gleichgeschlechtlichen Paaren sollte mindestens ein öffentlicher Gottesdienst anlässlich einer Eintragung vorgesehen werden, forderte Henz. „Es ist für die Betroffenen unendlich wichtig, dass wir einen deutlichen Schritt weitergehen“, sagte er. Dies erzeuge unvermeidlich Konflikte mit der katholischen Kirche. Angesichts sinkender Taufzahlen stelle sich nicht nur ein demografisches Problem. „Wenn wir in den Familien keinen Zugang erreichen, werden wir einen Abbruch bekommen.“ 

 

Der Recklinghäuser Bürgermeister Wolfgang Pantförder berichtete in seinem Grußwort vom Ausbau der unterstützenden Einrichtungen zur Förderung der frühen Phase in der Familie für Kinder unter drei Jahren. Dabei gehe es vor allem um verbesserte Bildungschancen. Zugleich führten diese öffentlichen Angebote dazu, „dass Kinder immer später nach Hause kommen und die Zeit für Familie immer kürzer wird“. Landrat Cay Süberkrüb machte auf die Belange sozial Benachteiligter im Kreisgebiet aufmerksam. „Wie kommen wir mit den 70.000 Menschen in Familien weiter, die von Sozialleistungen leben müssen?“, fragte er.

SupKatrinGöckenjanDie Vorlage ziele darauf, Familien in Alltag stärken und kirchliche Angebote weiter zu entwickeln, beschrieb die neue Superintendentin des Kirchenkreises, Katrin Göckenjan, das Anliegen des Diskussionsprozesses. „Wieso finden sich die verschiedenen Familienformen nicht in Gemeinden wieder, obwohl wir offiziell doch so tolerant sind“, fragte sie. In neun Arbeitsgruppen konnten die Synodalen sich beteiligen. Dort wurde diskutiert, wie ein biblischer Zugang zum Thema Familie aussieht, wie ansprechende Gottesdienste für bestimmte Zielgruppen zu gestalten seien, wie die verschieden Familientypen zu bestimmen sind, wie Familien durch Kindergartenarbeit auch in sozialen Brennpunkten unterstützt werden können, wie Familie, Schule und Gemeinde zu verzahnen sind und welche Einsichten sich in der Familienberatung zeigen. Konkrete Einzelprojekte wurden vorgestellt, nämlich das Nachbarschaftszentrum Marl sowie Tauffeste in Oer-Erkenschwick und Gladbeck. 

  • Bericht der Superintendentin Katrin Göckenjan und ihres Stellvertreters Pfarrer Frank Rüter

SynodalassessorFrankRüterAssessor Frank Rüter (Oer-Erkenschwick) gab den Synodalen einen Rückblick auf die Zeit seiner Vakanzvertretung, in der er neben dem Alltagsgeschäft der Superintendentur den Aufbau der Notfallseelsorge im Kirchenkreis vorantrieb.

Die seit 1. März 2013 im Amt tätige neue Superintendentin, Katrin Göckenjan, zog eine erste Kurzbilanz. Sie bedankte sich bei Synodalassessor Frank Rüter für „die umsichtige und sorgfältige Wegbereitung“ vor der Stafettenübergabe. In der ersten Phase habe sie bereits einige Gemeinden und Einrichtungen des Kirchenkreises besucht und ebenso Verantwortliche anderer Religionen. In den Gesprächen mit der katholischen Kirche und der Recklinghäuser Synagoge sowie der Moscheegemeinde und politischen Verantwortlichen läge ihr ein „gemeinschaftsstiftender friedensfördernder Austausch“ am Herzen. Sie warf die Frage auf, „welche Angebote wir, die Evangelische Kirche in der Region, anderen Glaubensgemeinschaften im Sinne gelingender interreligiöser Alltagsbeziehungen machen müssen?“ Fragen nach Perspektiven in 10 Jahren, konzeptionelle Überlegungen zu Personal- und Strukturveränderungen, mit Hinweis auf die Jahreslosung aus dem Hebräerbrief „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“ betonte sie: „Zu suchen ist keine Schande für eine „fromme“ Kirche.“ 

  • Finanzen

GuenterJohnsdorfDer Vorsitzende des Finanzausschusses Pfarrer Günter Johnsdorf konnte Positives berichten: „Die Kirchensteuereinnahmen profitierten in 2012 von einer stabilen Konjunktur und gesunkenen Arbeitslosenzahlen in Deutschland. Mit gut 455,4 Mio. Euro lagen die Kirchensteuereinnahmen unserer Landeskirche um 3,1 % über denen des Vorjahres. Zusammen mit Einsparungen, die einige Mehrausgaben mehr als kompensiert haben, konnte so im Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen auf die geplante Rücklagenentnahme ganz verzichtet werden. Die gute Gesamtsituation hat uns also auch an dieser Stelle eine erfreuliche Verbesserung gegenüber der Haushaltsplanung beschert.“ Die weitere Entwicklung der Kirchensteuereinnahmen sei bekanntlich abhängig vom Verlauf der Konjunktur, der Steuergesetzgebung und der Demografie. Johnsdorf empfahl weiterhin, die Rücklagen aufzustocken, um für die zu erwartenden schlechteren Jahre vorbereitet zu sein. Erfreuliche Zuwächse seien bei den Gemeindespende-Aktionen sowie beim Vermögen der Gemeinschaftsstiftung „ernten und säen“ zu vermelden, das sich mittlerweile auf mehr als eine Mio. Euro beliefe.

  • Neuregelung zum Patenamt

Ulrich Kamien (Verwaltung) erläuterte den Vorschlag zur Neuregelung des Patenamts. Die Synodalen befürworteten den landeskirchlichen Vorschlag, dass zukünftig eine Patin oder ein Pate nicht zwingend evangelisch sein muss. Sie oder er muss aber einer Kirche angehören, mit der es eine wechselseitige Anerkennung der Taufe gibt. Darüber hinaus können wie bisher Mitglieder anderer christlicher Kirchen weitere Patinnen und Paten werden. Zudem soll die Taufe eines Kindes auch dann möglich sein, wenn kein Elternteil der evangelischen Kirche angehört, aber eine Patin oder ein Pate für die christliche Erziehung des Kindes zuverlässig sorgt. 

  • Selbstverpflichtung zum Öko-Euro als Beitrag zur Energiewende

ErnstZurNiedenAls Mitglied des kreiskirchlichen Umweltausschusses rief Ernst zur Nieden (Herten) die Gemeinden auf, ab 2014 bis 2020 einen investiven Beitrag in Höhe von einem Euro je Gemeindeglied zur Energiewende zu leisten. „Wir glauben, dass wir keine Zeit mehr haben allein für Bekenntnisse“. Kirche sei bei der Energiewende gefordert, Verantwortliche zu unterstützen und mehr Menschen sollten verpflichtet werden, eigenes Handeln sei von Nöten. „Das dient der Sache selbst als Vorbild und Mahner“. Mehrheitlich empfahl die Kreissynode den Presbyterien, sich der Selbstverpflichtung anzuschließen.

 

  • Stellungnahme zur Situation der Beschäftigten des Bochumer Opel-Werkes

DrHansHubbertzIn einer Stellungnahme des Industrie- und Sozialpfarramtes von Dr. Hans Hubbertz zum vorzeitigen Ende des Opel-Werkes in Bochum wird der Vorwurf scharf zurückgewiesen, die Beschäftigten seien schuld an dem Beschluss, das Werk zu schließen. Die Kreissynode im Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen ruft die Verantwortlichen bei General Motors und der Adam Opel AG auf, dem Produktionsstandort Bochum eine ökologisch- und sozialverträgliche Perspektive zu geben. „Solidarisch stellen wir uns an die Seite der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Opel in Bochum“, heißt es in dem Text. Die Kreissynodalen signalisieren mit ihrer Stellungnahme, dass sie es für nicht hinnehmbar halten, dass es in Bochum zu Massenentlassungen kommen soll.

  • Projekte des Instituts für Kirchliche Zeitgeschichte 

ProfDrAlbrechtGeckInformationen zum Stand der Arbeit des Instituts für Kirchliche Zeitgeschichte im Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen gab der Leiter des Instituts Prof. Dr. Albrecht Geck (Uni Osnabrück/Recklinghausen). In Kürze erscheint eine neue Buchpublikation zu "Kirche, Kunst und Kultur". Des weiteren wird eine kirchengeschichtliche Tagung und eine Kunstausstellung in Recklinghausen in Zusammenarbeit mit dem Konzeptkünstler Ottmar Hörl (Trier) vorbereitet.

 

 

  • Die nächste Kreissynode ist für Samstag, den 23.11.2013, angesetzt.

Text: hh/Bilder: uk