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Superintendentin Katrin Göckenjan zur Jahreslosung 2016: „Gott spricht: Ich will euch trösten, wie eine Mutter tröstet.“ (Jesaja 66,13)

KIRCHENKREIS Eine Frau hält ein kleines Kind auf ihrem Schoß. Mit ihren Händen gibt sie ihm Halt. Das Kind hält sich an der Schulter der Mutter fest und kniet oder steht auf den Beinen der Mutter. August Macke hat dieses schöne Trost-Bild gemalt: Die Mutter gibt so viel Halt und Nähe wie nötig. Sie lässt ihr Kind spüren, dass sie da ist und es nicht fallen lässt. Das Kind kann sich an ihr festhalten. Und zugleich hat es Luft zum Atmen und genug Platz, um auf eigenen Beinen zu stehen.
Superintendentin Katrin Göckenjan zur Jahreslosung 2016: „Gott spricht: Ich will euch trösten, wie eine Mutter tröstet.“ (Jesaja 66,13)

Superintendentin Katrin Göckenjan (Foto: uka)

In meiner Familie erlebe ich, wie unendlich wichtig es für ein Kind ist, zu spüren: Ich bin da. Ich lasse dich nicht im Stich. Niemals. In jeder Lebensgeschichte und in jeder Lebensphase gibt es Zeiten, in denen es mir die Kehle zuschnürt vor Angst oder Trauer, in denen mir der Boden unter den Füßen weggerissen wird. Wie gut, wenn Menschen erfahren, dass andere da sind und eine Schulter zum Festhalten oder Anlehnen haben. Ein gutes Wort, Zeit und Geduld. Im Namen der Mitmenschlichkeit und in Gottes Namen.
 
In den Nachrichten höre ich angesichts der dramatischen Entwicklungen im Nahen Osten und anderswo zu Beginn des Jahres den Kommentar: „Die ruhigen Jahre sind vorbei, die Welt ist aus den Fugen geraten, die Konflikte kommen auch bei uns an“. Wir erleben in unseren Städten und Gemeinden, wohin umfassende Trostlosigkeit, Gewalt und Hunger Menschen in Massen treiben: Auf die Flucht, bloß weg, auch unter Lebensgefahr. Untröstlich sind wir angesichts solcher Not und solcher tiefen Risse in den Gesellschaften unserer Tage.
 
Der Prophet Jesaja verbindet mit dem Bild der tröstenden Mutter Gott zwei grundsätzliche Wendungen. Aus der langen und erdrückenden Trauer soll wieder Freude werden, denn jede und jeder darf sich nähren an den „Brüsten ihres Trostes“. (Jesaja 66, 10+11) Und: Nach der Feindschaft, den Kriegen und der Zerstörung soll sich der „Frieden wie ein Strom“ ausbreiten, so dass Mütter unbeschwert Säuglinge auf den Knien schaukeln werden (Jesaja 66, 12). Mit der Losung für das Jahr 2016 haben wir also nicht nur ein Trostwort für unser eigenes, persönliches Leben, sondern zugleich eine kraftvolle Hoffnung für die Welt im Gepäck.
 
So gehört es wohl zusammen, „untröstlich und doch getröstet“ zu sein. Der Alttestamentler Jürgen Ebach empfiehlt deshalb, dass wir uns „nicht vertrösten … lassen, nicht auf bessere Zustände warten, sondern getrost tun, was Menschen tun können, und dabei die Trostbedürftigkeit nicht in pausenloser Geschäftigkeit überspielen“.
 
Liebe Schwestern und Brüder, ich wünsche uns allen für das Jahr 2016
dass wir immer wieder zur Trost-Quelle gehen, um im Hören, Beten, Singen und Teilen persönlich zu erfahren, dass Gott mütterlich an unserer Seite ist,
dass Menschen mit uns gehen, die Trost weitergeben,
dass wir, „getröstet und untröstlich zugleich“, das unsere tun, um selbst erfahrenen Trost, Hoffnung und Liebe weiterzugeben.
Bleiben Sie „behütet und getröstet wunderbar“!
 
Katrin Göckenjan