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Trauer und Anteilnahme für die Opfer des Flugzeugabsturzes

KIRCHENKREIS An Bord des über Frankreich abgestürzten Airbus waren auch 16 Schüler und zwei Lehrer aus dem westfälischen Haltern am See. Wir trauern um die Opfer mit den Angehörigen und ihren Freunden und schließen sie in unsere Gebete ein: „Lasst uns unser Herz samt den Händen aufheben zu Gott im Himmel!“ (Klagelieder 3,41). In einem Interview mit Superintendentin Katrin Göckenjan, beschreibt sie ihren Besuch am 25. März 2015 bei den Notfallseelsorgern und Notfallseelsorgerinnen am Joseph-König-Gymnasium in Haltern, wo sie mit Schülerinnen und Schülern sowie Mitgliedern des Schulkollegiums sprach.
Trauer und Anteilnahme für die Opfer des Flugzeugabsturzes

Candles https://www.flickr.com/ photos/magnera/ License: CC 2.0/

Superintendentin Katrin Göckenjan 

Superintendentin Katrin Göckenjan

Wie arbeitet im Moment die Notfallseelsorge in Haltern am Joseph-König-Gymnasium?

Heute Morgen erreichte uns in der Superintendentur ein Anruf, dass es gut wäre, wenn es noch zusätzliche Seelsorgerinnen und Seelsorger an der Schule gäbe, weil der Bedarf an Begleitung für die Kinder und Jugendlichen, für die Lehrerinnen und Lehrer ziemlich hoch ist. Es ging darum, die Kinder in die Klassen zu begleiten. Und es ging darum, überhaupt ein Gespräch zu ermöglichen über das, was passiert ist, was die Jugendlichen fühlen, wie man akut damit zurecht kommen kann, dass die Verunglückten alle nicht mehr da sind. Ich war sehr beeindruckt von der Stimmung in der Schule. Es gab natürlich sehr viel Entsetzen und Trauer, Leute, die sich umarmten.
Es gab aber zwei, drei gute Orte, nämlich draußen auf dem Schulhof. Dort war eine große Landschaft von Lichtern, Bildern, Botschaften und Blumen. Alle, die in die Schule kamen, blieben dort zunächst einmal stehen. Innen im Schulgebäude war die Aula schön hergerichtet. Dort hatte es heute um 9 Uhr eine Gedenkveranstaltung gegeben. Dort konnten die Jugendlichen noch bleiben und eine Kerze anzünden, Musik hören. Sie konnten dort nach Bedarf auch Seelsorgerinnen und Seelsorger ansprechen, die dort an vielen Ecken bereitstanden, wie auch im ganzen Schulgebäude. Mich hat das sehr beeindruckt, weil in aller Trauer und allem Entsetzen, und immer auch wieder mal einem lauten Weinen, es war doch sehr ruhig und gefasst.
Ich hatte das Gefühl, dort ist ein Netz entstanden an Hilfe und Zuwendung, oder auch nur Schweigen, einfach da sein. Dieses Netz haben viele mitgetragen. Unsere Seelsorgerinnen und Seelsorger waren da. Viele Kolleginnen und Kollegen aus anderen Gemeinden haben dieses Netz verstärkt. Es war eine ökumenische Gemeinschaft. Ein Krisenteam der Polizei war im Einsatz. Die Lufthansa hat ein Team geschickt. Es war zu spüren, dass alle daran interessiert waren, sich gegenseitig zu halten und zu stärken in aller Fassungslosigkeit.

 

Welche Angebote machen die katholische und die evangelische Kirche über die Notfallseelsorge hinaus?

Gestern Abend gab es in der katholischen Sixtus-Kirche einen spontan organisierten ökumenischen Gottesdienst. Dieser Gottesdienst war ganz wichtig und sehr gut besucht. Die Jugendlichen haben hinterher gesagt, dass ihnen die Gemeinschaft und dieses Licht zu sehen, sehr viel bedeutet hat. Dies hat sich heute fortgesetzt in der Schule. Am Freitag sind Ferien. Da fällt dieser Ort 'Schule' weg. Dort versammeln sich im Moment viele und bekommen dort sehr viel Unterstützung. Dann wird die Frage sein: Was bietet man den Leuten an, wenn sie einen Ort brauchen oder jemanden, der ihnen zuhört oder ein Licht anzünden wollen. Wir werden dies gemeinsam mit den katholischen Geschwistern am Ort noch einmal überlegen, ob über die katholische Kirche, die sowieso geöffnet ist, hinaus, auch die evangelische Kirche zur Verfügung stehen kann. Und ob wir durch Kolleginnen und Kollegen sicherstellen, dass dort auch immer jemand ansprechbar ist, für alle Fälle und bei Bedarf.

 

Die Notfallseelsorge ist also über die Osterzeit und danach präsent?

Da müssen wir den Übergang gestalten. Die Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger sind heute und im Moment unglaublich wichtig, um diesen Alltag überhaupt leben zu helfen und immer wieder auch Räume für Trauer und einfach Schweigen zu eröffnen.
Dann müssen wir den Übergang gestalten zur "Normalität des Trauerns". Die Ferienzeit wird so ein Übergang sein. Da müssen die Kolleginnen und Kollegen aus den Gemeinden zusammenarbeiten. Ich erlebe ganz viele starke Angebote. Heute Morgen war es eben auch so, dass ganz viele dazu gekommen sind, die sich spontan entschieden haben, einfach mitzuhelfen. 

 

Foto+Interview: hh/25.03.2015