Wendepunkte oder: Was eigentlich besagt das Christentum?
Eugen Drewermann stellte in seinem Vortag in der Christuskirche die Theologie, wie er sagt, vom Kopf wieder auf die Füße und führte sie zurück zu dem, was Jesus von Nazareth wollte und was das Christentum eigentlich besagt. Drewermanns Ziel ist der totale Perspektivwechsel von einem institutionell-äußerlichen zu einem existenziell-innerlichen Christentum.
„An jeder Stelle muss umgesteuert werden, um zum Ziel zu kommen. Nicht von Gott her, nur auf Gott hin, nicht im scheinbar objektiven Wissen, sondern nur vom Menschen her, in der Ungewissheit und dem Wagnis seiner Existenz lässt sich begreifen und begründen, wie notwendig es ist, das Leben nach dem Vorbild Jesu anzugehen ... Man kann die Welt nicht von Gott her erklären und Gott nicht aus der Welt erkennen.“
Er kritisierte in aller Deutlichkeit, dass objektiv festgelegt werden könne, wie wir Gott zu verstehen haben und was Erlösung durch Christus bedeutet. Dagegen verwies er auf den mythischen Charakter all unserer religiösen Vorstellungen. „Während Dogmen trennen, laden Bilder ein“. Denn in allen Religionen redet Gott in Bildern, in Archetypen, die in der Seele aller Menschen angelegt sind. Darum ist für Eugen Drewermann das historisch nicht haltbare der biblischen Berichte gerade nicht bedauerlich, sondern begrüßenswert. „Das Sagen- und Legendenhafte, das Mythische und Märchenhafte ihrer Darstellungsweise lädt förmlich dazu ein, sich in der Seele derer, die es hören, „fortzuträumen“ und in ihrem Leben selbst sich zu verdichten“.
Er warnte davor, Mythen und Bilder wörtlich zu nehmen damit sie ihre symbolische Stringenz und ihre poetische Pracht nicht verlieren. „Sonst wird aus der Mythologie und ihrer allverbindenden Poesie eine Ideologie der Einmaligkeit des Eigenen mit der Pflicht zum Ausschluss von allem anderen“.
Wer den Vortrag mit der intensiven Nachbesprechung in der Ev. Akademie verpasst hat, kann Eugen Drewermanns revolutionären Neuansatz in dem gleichnamigen Buch nachlesen.
Wer Drewermann wieder live erleben möchte, - im Januar 2016 ist der Paderborner Theologe wieder zu Gast in der Evangelischen Akademie Recklinghausen.
Text: rd/Bild: privat