Zeitzeugin Klingsberg spricht über den Mut zum Überleben
Und diese wurden nicht enttäuscht, als die Buch- und Filmautoren Christa Spannenberger und Thomas Gonschior ihr Filmprojekt „Mut zum Überleben“ vorstellten. In ihrer Dokumentation führen sie Interviews mit vier Überlebenden von Auschwitz und gehen der Frage nach, wie starke Personen, die durch die Hölle gegangen sind, trotzdem ihre Menschlichkeit aufrechterhalten konnten. Spannenberg: „Diese Botschaft, die bald von Überlebenden nicht mehr erzählt werden kann, zu bewahren, ist uns wichtig.“
Wahrscheinlich war deswegen die Aufmerksamkeit der Zuhörerinnen und Zuhörer so hoch, als die 85-jährige Greta Klingsberg aus Jerusalem über ihre Aufenthalte in Theresienstadt und Auschwitz berichtet. Sie erzählte an dem Abend wenig über die Grausamkeit und Unmenschlichkeit in den Konzentrationslagern, obwohl ihre Schwester dort umkam. Vielmehr stellte sie heraus, welche Erfahrungen in Theresienstadt dazu beitrugen, dass sie ihre Würde als Mensch und den Glauben an das Gute und an den Menschen nicht verlor. „Die Kinder teilten das wenige Essen gerecht, Erwachsene kümmerten sich um die Waisenkinder und unterrichteten sie. Die Kinderbetreuer waren die wahren Helden. Wir Kinder führten die Oper Brundibar auf. In ihr kamen all die Dinge vor, die wir nicht hatten und uns wünschten: Eis, Schule, Spielsachen ...“. Greta Klingsberg sang eine der Hauptrollen in dem Opernstück, das 50 Mal in Theresienstadt aufgeführt wurde. Sie war ein Kinderstar in Theresienstadt. Die Aufführungen waren Lichtblicke für die Menschen im Lager und vermittelten die Botschaft, dass der Zusammenhalt, das Stehen zur Wahrheit und sich nicht kleinmachen zu lassen der Enthumanisierung des Lagers entgegenwirken konnten. Ihre Freude am Leben, auch in schwierigen Zeiten, strahlt die Sängerin Klingsberg in ihren Äußerungen aus. Von Jugendlichen gefragt, wie sie die heutige Situation mit den zahlreichen Konfliktherden einschätzt, antwortete sie, es sei wichtig, Zivilcourage zu zeigen. Überlebt zu haben sei noch kein Verdienst, wichtig sei es, das man danach etwas tut. Und für das konkrete Miteinander riet sie, auf den anderen und Fremden neugierig zu sein, um Toleranz entstehen zu lassen. Christa Spannbauer fasste am Ende der Veranstaltung die Erkenntnisse ihrer dokumentarischen Arbeit zusammen: „Die Überlebenden von Auschwitz sind für mich die großen Lehrer der Menschlichkeit."
Text/Bild: hs
22.09.14